Crache Coeur

Crache Coeur

In dem Spielfilm sucht ein polnischer Arbeiter in Frankreich seinen Sohn, den er 15 Jahre zuvor weggegeben hat.

21.10.2015

Von Dorothee Hermann

Crache Coeur

Die 17-jährige Rose hat einen betont kühlen Blick, mit dem sie jeden niederstarren könnte. Wie leicht sie zu verunsichern ist, versucht sie meist erfolgreich zu verbergen. Ohne Mutter lebt sie mit ihrem Vater und der deutlich jüngeren Schwester in einer französischen Kleinstadt.

Als der polnische Arbeiter Jozef zum Renovieren im Haus der Familie eintrifft und enthüllt, dass er nach seinem Sohn Roman sucht, den er seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hat, dient sich das Mädchen als Vermittlerin an. Der Junge soll auf ihrer Schule sein. Doch manipulativ, wie sie ist, sind Geheimnisse bei Rose (sehr überzeugend: Liv Henneguier) nicht unbedingt gut aufgehoben.

Die französisch-polnische Koproduktion der jungen Regisseurin Julia Kowalski zeichnet ein bemerkenswert authentisches Bild der Pubertät, vom Blow-Job als krudem Machtspiel bis zum unbeholfenen Sex. Die Bedingungen, unter denen Rose und ihre Mitschüler heranwachsen, machen aus Freunden rasch auch Rivalen ? die einander im Notfall doch wieder die Hand reichen.

Eine subtile Lichtregie gibt der Geschichte zusätzliche Tiefe. Mit einer geheimen Party als Wendepunkt werden die Aufnahmen düster verschattet, eher alptraumhaft lastend als ausgelassen-fröhlich. Auch wenn die Bilder wieder heller werden: Hintergrund ist eine Gesellschaft, in der es (fast) keine glücklichen Beziehungen gibt, und es als wichtigstes Ziel erscheint, die eigene Autonomie zu bewahren. Das ungewöhnlich komplexe Pubertätsdrama läuft im Nachwuchs-Wettbewerb.

Ambitioniertes Pubertätsdrama mit Hauptdarstellerin zwischen Biest und Powerfrau.