Covid-19 am Uniklinikum

Bestätigt: Tübinger Studentin und Oberarzt mit Coronavirus infiziert

Beide Tübinger Corona-Verdachtsfälle wurden am Mittwochnachmittag bestätigt. Bei den beiden Patienten handelt sich um eine Studentin und ihren Vater, einen Oberarzt am Uni-Klinikum.

26.02.2020

Von Hans-Jörg Schweizer & Moritz Hagemann

Medizinische Klinik Tübingen. Bild: Moritz Hagemann

Medizinische Klinik Tübingen. Bild: Moritz Hagemann

Eine 24-Jährige Tübingerin und ihr Vater, ein Oberarzt am Tübinger Universitätsklinikum (UKT), wurden am Mittwoch positiv auf das Coronavirus SARS-CoV-2 getestet. Laut UKT und Tübinger Gesundheitsamt geht es beiden Infizierten gut. Die 24-jährige Studentin zeige leichte grippale Symptome wie Halsschmerzen, so Prof. Nisar Malek vom UKT. Der 60-jährige Oberarzt sei symptomfrei. Die Aufzeichnung des Livestreams der Pressekonferenz gibt es bei facebook.com/schwaebischestagblatt.

Die 24-Jährige und ihr Vater, die zusammen wohnen, hatten sich selbst beim Gesundheitsamt in Tübingen gemeldet und waren dann am Dienstagabend „geordnet“ in der Infektionsstation am Klinikum aufgenommen und isoliert worden, so der Leiter der Krankenhaushygiene und Mikrobiologe Dr. Jan Liese. Die beiden Infizierten hatten demnach keinen Kontakt zu anderen Patienten der Klinik.

Pressekonferenz zu den Coronavirus-Fällen am Tübinger Uniklinikum (UKT). Von links: Dr. Jan Liese (Leiter Krankenhaushygiene), Prof. Peter Kremsner (Infektiologe und Tropenmediziner), Prof. Michael Bamberg (ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKT), Prof. Nisar Malek (Ärztlicher Direktor an der Medizinischen Klinik), Dr. Siri Göpel, Dr. Birgit Walter-Frank (Gesundheitsamt am Landratsamt Tübingen), Landrat Joachim Walter. Bild: Moritz Hagemann

Pressekonferenz zu den Coronavirus-Fällen am Tübinger Uniklinikum (UKT). Von links: Dr. Jan Liese (Leiter Krankenhaushygiene), Prof. Peter Kremsner (Infektiologe und Tropenmediziner), Prof. Michael Bamberg (ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKT), Prof. Nisar Malek (Ärztlicher Direktor an der Medizinischen Klinik), Dr. Siri Göpel, Dr. Birgit Walter-Frank (Gesundheitsamt am Landratsamt Tübingen), Landrat Joachim Walter. Bild: Moritz Hagemann

Laut Dr. Birgit Walter-Frank vom Gesundheitsamt konnten alle Kontakte der beiden Infizierten nachvollzogen werden. Zwei Kontaktpersonen befinden sich demnach in häuslicher Quarantäne. Der Oberarzt, der in der Tübinger Pathologie arbeitet, hatte Anfang der Woche an einer einstündigen Konferenz mit etwa einem Dutzend anderer Ärzte teilgenommen. Diese Ärzte, darunter auch der Chef der Chirurgie, seien vorsorglich von ihren Aufgaben am Klinikum befreit und nach Hause geschickt worden, sagte Klinikums-Chef Prof. Michael Bamberg.

Bamberg betonte, dass die Pathologie, wo viele Laboranalysen gemacht werden, für die medizinische Versorgung am Klinikum unerlässlich sei. Deshalb habe man mit dem Gesundheitsamt einen Kompromiss für die dortigen Beschäftigten erarbeitet: Nach einer Risikoeinstufung in Kategorie 1 (enger Kontakt mit dem infizierten Oberarzt) und Kategorie 2 (weniger enger Kontakt) seien von den 80 Pathologie-Mitarbeitern 10 nach Hause geschickt worden. 10 bis 15 weitere würden regelmäßig kontrolliert.

Infektionsmediziner Prof. Peter Kremsner erklärte, dass Covid-19 in den allermeisten Fällen (80 Prozent) eine milde Erkrankung der Atemwege hervorrufe, die manche Infizierten gar nicht bemerken würden. Aus Studien der bisher etwa 40.000 gut beschriebenen Fälle wisse man, dass Kinder und Infizierte bis zu einem Alter von etwa 30 Jahren fast nicht erkranken würden. Erst ab 60 sei das Risiko größer und ab 80 werde es „richtig gefährlich“.

Von Zuständen wie aktuell in Norditalien ist Tübingen aber noch sehr, sehr weit entfernt. Landrat Joachim Walter sprach davon, dass man die Lage im Griff habe, mahnte aber auch zur Besonnenheit im Umgang mit dem Virus in Bezug auf überzogene Vorsichtsmaßnahmen. „Stand heute gibt es keinen Grund, öffentliche Einrichtungen oder Veranstaltungen in Tübingen abzusagen oder zu schließen“, beruhigte auch Oberbürgermeister Boris Palmer über Facebook die Bürgerinnen und Bürger. „Die Maßnahmen des Klinikums sind ausreichend.“ Palmer appelliert, dass aktuell niemand in Panik verfallen dürfe.

Aufzeichnung der Pressekonferenz am UKT:

Das Landesgesundheitsamt hatte am Mittwochmittag bekanntgegeben, dass eine Freundin des 25-Jährigen, bei dem in Göppingen eine Infektion mit dem Coronavirus nachgewiesen wurde, aus Tübingen komme. Die Kontakte des 25-Jährigen stammen neben Tübingen aus Göppingen und dem Alb-Donau-Kreis sowie aus Stuttgart. Die 24-Jährige Tübingerin sei zusammen mit dem 25-jährigen Göppinger in Mailand gewesen, wo sich der 25-Jährige offenbar angesteckt hat. Sein Gesundheitszustand ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums stabil. Er wird isoliert in einer Einrichtung der Alb Fils Kliniken in Göppingen behandelt.

Weitere Informationen

Das Landratsamt Tübingen informiert auf seiner Homepage über das Coronavirus: Abteilung 33 Gesundheit