Mössingen

Coronakrise: Unterstützung der Bürger gefragt

Das öffentliche Leben ist weitgehend runtergefahren. Für Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, hat sich in Mössingen ein Netzwerk gebildet.

19.03.2020

Von Claudia Jochen

Blick auf Mössingen von Süden: In der Stadt ist ein Netzwerk für Nachbarschaftshilfe entstanden, Bild: Klaus Franke

Blick auf Mössingen von Süden: In der Stadt ist ein Netzwerk für Nachbarschaftshilfe entstanden, Bild: Klaus Franke

Eigentlich sollte das Nachbarschaftshilfe-Netzwerk Mössingen erst im Herbst beginnen“, erklärt Werner Baur, ehemaliger Rektor der Andeckschule Talheim: „Aber die derzeitige Notlage erzwingt einen Frühstart.“ Der Mössinger Oberkirchenrat hat in seiner Berufslaufbahn vielen Gremien angehört. Schon seit 2019 arbeitet er gemeinsam mit anderen Engagierten aus dem Steinlachtal an der Umsetzung der Idee eines Nachbarschaftshilfe-Netzwerks.

In den sozialen Medien heißt es oft „sharing is caring“ („Teilen ist Kümmern“) – Wer also Beiträge auf seiner eigenen Pinnwand teilt, zeigt damit, dass er sich (virtuell) um eine Sache kümmert. Das Mössinger Modell der Nachbarschaftshilfe dreht diesen Spruch um und füllt ihn mit echtem Engagement – „caring is sharing“. Wenn man sich um einander kümmert, dann teilt man das, von dem man selbst ausreichend hat und abgeben kann. Egal ob Zeit, Kraft, Muse – oder einfach nur Klopapier, weil gerade die Regale leergehamstert sind.

„In einem ersten Schritt wollen wir Menschen, die aufgrund ihres Lebensalters oder bestimmter Risikofaktoren soziale Kontakte konsequent meiden sollten und solchen, die sich in Quarantäne begeben mussten, unterstützen.“ So heißt es in der Pressemitteilung der unterschiedlichsten Vereinigungen und Personen, die an diesem netzwerkenden Projekt seit vergangenem Jahr tüfteln.

Bei der derzeitigen Krise sind zahlreiche Personen auf Hilfe angewiesen. Dazu gehören in erster Linie die Erledigung von Einkäufen und Besorgungen und telefonische Kontakte. „Und dafür braucht es dringend Unterstützung Mössinger Bürger“, bringt es Werner Baur auf den Punkt: „Wer ist bereit und in der Lage solche Dienste in der Nachbarschaft ehrenamtlich zu übernehmen?“, ruft Baur die Bevölkerung im Steinlachtal auf, die neue Hotline des Nachbarschaftshilfe-Netzwerks zu kontaktieren (siehe Infobox). Das kleine Koordinierungsteam will Unterstützungssuchende und Unterstützende in (virenfreien) Kontakt bringen und als Brückenbauer fungieren. „Diese Daten behandeln wir absolut vertraulich“, versichert Baur und mahnt angesichts der Lage: „Direkte Kontakte sollten derzeit unbedingt vermieden werden.“

„Wir brüten an diesem Ei schon länger und jetzt ist die Zeit, dass das Küken schlüpfen muss“, meint Barbara Schott, Ehrenamtskoordinatorin der Stadt Mössingen, und gibt sich zuversichtlich angesichts der vielen kompetenten Kräfte im Hintergrund. Das Konzept ist 19 Seiten stark, daran mitgearbeitet haben nicht nur Baur, sondern auch Matthias Tauch von der Katholischen Kirche und der Tafel, Birgit Hausch vom Mössinger Mütter- und Familienzentrum und FWV-Stadträtin Elke Schelling. Um eine funktionierende Konzeption für eine nachbarschaftliche Gemeinschaft zu etablieren, haben sich die beteiligten Organisationen (Kirchen, Diakonie-/Sozialstation, Mütterzentrum, Hospizverein, Bürger für Bästenhardt, Tafel, Bürgerstiftung und Stadt) Projekte aus Dotternhausen, der Münsinger Alb und Freiburg angesehen.

In Zeiten, in denen Versammlungen und Zusammenkünfte vermieden werden sollen, müssen die Bürger auf einer anderen Ebene zusammenrücken. Es geht dabei nicht mehr nur um das Tauschprinzip einer sorgenden Gemeinschaft, wie es in der Konzeption dieses Netzwerkes heißt, gefördert werden soll vor allem das Mit- und Füreinander zu mehr Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben.

Kontakt für Helfer und Hilfsbedürftige

Wie werde ich Teil des Unterstützungsteams?

Wer die Möglichkeit hat, einen Corona-Patienten oder eine anderweitig hilfebedürftige Person zu unterstützen, kann seine Kontaktdaten (Name, Anschrift mit Stadtteil, Telefonnummer, Mailadresse) unter der Mailadresse gemeinsam-nicht-einsam@gmx.net hinterlassen. Kontakt zum Netzwerk ist auch über die Pfarrämter oder direkt über Werner Baur unter der Telefonnummer 07473/ 22213 möglich. Wichtig ist in der Situation ein verlässliches Engagement. Allerdings können sich die Freiwilligen auch jeder Zeit wieder aus der Liste der Unterstützer/innen streichen lassen. Eine kurze Mail oder ein Anruf genügt in dem Fall.

Wohin kann ich mich wenden, wenn ich Unterstützung brauche?

Wer Unterstützung bei Einkäufen und Besorgungen braucht, kann sich von Montag bis Freitag von 8.30 Uhr bis 12 Uhr unter der Telefonnummer 0174/ 8496343 melden. Das Netzwerk braucht die Kontaktdaten (Name, Adresse und Telefonnummer, evtl. Mailadresse) und das Einverständnis, dass es diese an Unterstützer/innen zur Kontaktaufnahme weitergeben darf.

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Erstellt:
19.03.2020, 22:27 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 19.03.2020, 22:27 Uhr

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