Konjunktur

Corona und das Rentenalter

Die Forschungsinstitute erwarten kurzfristig einen kräftigen Aufschwung. Doch es bleiben Probleme.

16.04.2021

Von Dieter Keller

Die Wirtschaft wird weiter wachsen, so die Experten. Foto: Roland Holschneider/dpa

Die Wirtschaft wird weiter wachsen, so die Experten. Foto: Roland Holschneider/dpa

Berlin. Der anhaltende Lockdown bremst zwar die wirtschaftliche Erholung. Aber trotzdem dürfte die Wirtschaft in diesem Jahr um 3,7 Prozent wachsen, erwarten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute. Vor einem halben Jahr hatten sie noch mit 4,7 Prozent gerechnet. Im nächsten Jahr soll es um 3,9 Prozent aufwärts gehen, so das Ergebnis ihres Frühjahrsgutachtens.

Längerfristig sorgen sich die Forscher allerdings, dass der Bundeshaushalt überfordert wird. Denn die Corona-Pandemie dürfte dafür sorgen, dass das Wachstumspotenzial und damit auch die Staatseinnahmen in den nächsten Jahren niedriger ausfallen als erwartet. Hinzu kommen die Belastungen durch die demografische Entwicklung. Trotzdem fordern die Forscher möglichst rasch wieder einen ausgeglichenen Staatshaushalt und gleichzeitig hohe Investitionen. Das wird schwierig, weil die gesetzliche Rentenversicherung eigentlich deutlich höhere Bundeszuschüsse braucht. Als „eleganteste Lösung“ dieses Problems empfiehlt Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) eine langsame schrittweise Erhöhung des Rentenalters. Das würde auch die Produktionsmöglichkeiten der Unternehmen erhöhen, also für mehr Wachstum sorgen, weil mehr Arbeitskräfte zur Verfügung stehen.

Kurzfristig dürften die über 200 Milliarden Euro die Konjunktur ankurbeln, die die Verbraucher wegen des Lockdowns im letzten und in diesem Jahr nicht ausgeben konnten, sondern gespart haben. Nimmt ihre Kauffreude noch stärker zu, könnte das Wirtschaftswachstum auch etwas höher ausfallen. Bei ihrer Prognose gehen die Forscher davon aus, dass der derzeitige Lockdown erst einmal fortgesetzt wird, die Beschränkungen aber bis zum Ende des dritten Quartals wieder aufgehoben werden.

Davon würde auch der Arbeitsmarkt profitieren: Die Zahl der Arbeitslosen dürfte in diesem Jahr um 65.000 und im nächsten um 248.000 zurückgehen. Die Inflation dürfte in diesem Jahr auf 2,4 Prozent steigen, wobei sich die Senkung der Mehrwertsteuer 2020 auswirkt. 2022 könnte sie auf 1,7 Prozent sinken.