Sprache

Corona erweitert den Wortschatz

Rund 1230 neue und umgedeutete Wörter kommen seit März 2020 vor – von „Alltagsmaske“ bis „Zoomparty“.

25.02.2021

Von EPD

Mannheim. Die Corona-Pandemie hat den deutschen Wortschatz nach Angaben der Sprachforscherin Maike Park binnen eines Jahres stark bereichert. Seit März 2020 habe das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache inzwischen fast 1230 neue und umgedeutete Corona-Wörter gesammelt, sagte Park, Mitarbeiterin im Projekt „Neuer Wortschatz“ des Mannheimer Instituts, dem Evangelischen Pressedienst: von A wie „Alltagsmaske“ bis Z wie „Zoomparty“.

Neben dem bekanntesten Begriffspaar „Lockdown“/„Shutdown“ finden sich in der Liste etwa „Geisterspiel“, „Distanzunterricht“, „Covidiot“, „Maskenmuffel“ und „Einkaufswagenpflicht“. „Die Pandemie nimmt extremen Einfluss auf die Sprache“, sagte die Linguistin. Das habe es in diesem Ausmaß in so kurzer Zeit in der Moderne noch nie gegeben.

Grund sei unter anderem, dass alle Menschen quer durch die Gesellschaft von der Krise betroffen seien, erklärte Park: „Das motiviert den Sprachwandel.“ Neben ganz neuen Wortbildungen wie „Corona-Matte“ für einen herausgewachsenen Haarschnitt seien auch viele fachsprachliche Begriffe in der Alltagssprache angekommen. Als Beispiele nannte sie etwa „Triage“ aus der Medizin oder „Inzidenzwert“ aus der Epidemiologie.

Nur wenige Anglizismen

Zahlreiche der sogenannten Neologismen rund um Corona fallen der 31-jährigen Forscherin zufolge durch ihre Bildhaftigkeit und Emotionalität auf. „Wir sehen viele wertende Begriffe wie ,Maskentrottel?, ,Klopapierhysterie? oder ,Nacktnase?“, erklärt sie. „Daneben gibt es aber auch positive wie ,Alltagsheld? oder ,Knuffelkontakt?.“ Zahlreiche Corona-Wörter stammten aus der Natur („Corona-Wellen“, „Wellenbrecher“, „Glutnester“) oder der Kriegs-Metaphorik („Virusfront“, „Coronaschutzwall“, „Virenbombe“). Aus dem Englischen komme nur ein geringer Teil, betonte Park: „Anglizismen machen aktuell nur etwa elf Prozent aus.“

Erschöpft ist der Corona-Wortschatz nach ihrer Ansicht noch lange nicht. Mit jeder weiteren Phase der Krise wie etwa dem Impfbeginn („Impfdrängler“, „Impfneid“) kämen wieder neue Ausdrücke hinzu, erklärte Park. Die Begriffe stammen entweder aus der Medienberichterstattung, aus sozialen Medien oder gehen auf Zuschriften zurück.

In das Neologismenwörterbuch werde es am Ende aber nur ein geringer Teil schaffen. „Mehr als 50 Prozent der Corona-Wörter, vor allem fachsprachliche, dürften wieder aus der Allgemeinsprache verschwinden, da wir sie irgendwann nicht mehr benötigen.“ Michaela Hütig