Rottenburg

Corona-Tagebuch: Norbert Vollmer

In unserer Kolumne schreibt der Geschäftsführer des TV Rottenburg.

17.05.2020

Von rum

Norbert Vollmer. Privatbild

Norbert Vollmer. Privatbild

Nach Wochen des sportlichen Stillstands wurde am Wochenende die Fußball-Bundesliga angepfiffen. Diese Entscheidung beschäftigt mich sehr. Wir haben vor einigen Wochen das Aus des TV Rottenburg in der Volleyball-Bundesliga beschlossen. Mein Kommentar dazu: „Es fühlt sich an, wie wenn wir in einem Boxkampf 12 Runden tapfer gekämpft haben und dann der Corona-KO zuschlägt.“ Ja, das hat wehgetan. Ja, da ist eine Niedergeschlagenheit. Ja, da sind wir eines der ersten Corona-Opfer geworden.

Seltsam war, wie sehr die mediale Welt von der realen auseinanderscherte. Alle reden vom Rettungsschirm, aber wir haben keinen gefunden. Alle sprechen von der „Chance in der Krise“, und du siehst ein nicht zu stopfendes Finanzierungsloch.

Nach dem beherzten Zug an der Reißleine waren die Reaktionen gemischt wie die Gefühle: Enttäuschung, Verständnis, Kritik von der Liga, Ärger über die Liga, Bedenken zum Timing, Aufbruchsstimmung für die 3. Liga, Frust über das Hängenlassen der Politik. Ich dachte immer, Sport, auch Spitzensport, sei wichtig für diese Gesellschaft. Aber Corona hat gezeigt, dass wir weit weg sind von Systemrelevanz. Diesen Adelstitel bekommt nur der Profifußball, was mich massiv ärgert.

Nun rollt der Profifußball wieder, und der Vereinssport ruht weiter. Für mich ein „No-Go“, denn ich sehe die größte Relevanz des Sports bei den Kindern, Jugendlichen und im Gesundheitssport. Diese Position vertrete ich gerade, wo ich kann, und scheue mich nicht, dem König Profifußball an den Sockel zu gehen.

Was bringt’s? Viele Likes auf Facebook, ein bitterböser Anruf des ZDF, Zustimmung in vielen Gesprächen, Rückendeckung von Fußballfans und aus den Vereinen, aber leider keine Chance gegen die übermächtige Lobby der Deutschen Fußball Liga GmbH. Da ist die Frage, ob es statt „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ nicht eher „Gesellschaft mit beschränkter Haltung“ heißen müsste. Für alle anderen Mitglieder der Sport-Gesellschaft bleibt die „beschränkte Hoffnung“, dass bald wieder Sport getrieben werden kann.

Genug geradelt und gewandert und dabei die wunderschöne Gegend neu entdeckt. Jetzt wär’s mal wieder Zeit für eine gemeinsame Runde Beachvolleyball oder ein paar Kräftigungen und Dehnungen im Sportpark – mit anschließendem Kaltgetränk aus vasenförmigen Gläsern unter Freunden. Soweit sind wir leider noch nicht. Und deshalb heißt die neue Disziplin im Sport: Geduld!

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Erstellt:
17.05.2020, 20:08 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 09sec
zuletzt aktualisiert: 17.05.2020, 20:08 Uhr

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