Pandemie

Corona-Software kaum im Einsatz

Streit um Qualität des digitalen Systems zur Kontaktnachverfolgung.

18.06.2021

Von Roland Muschel

Stuttgart/Berlin. Das digitale Kontaktnachverfolgungssystem Sormas-X stößt in seiner derzeitigen Version auf weitgehende Ablehnung bei den baden-württembergischen Gesundheitsämtern. Zwar haben alle 38 Gesundheitsämter im Land die Software installiert, aber nur 13 nutzen sie auch im Kampf gegen die Ausbreitung von Corona. „Selbst von diesen 13 haben die meisten Sormas-X nicht vollständig im Einsatz“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Landkreistags Baden-Württemberg, Alexis v. Komorowski, dieser Zeitung. Denn nach wie vor fehlten wichtige Schnittstellen zu bewährten Programmen, die in den Ämtern bereits seit Jahren im Infektionsschutz eingesetzt werden. Praktiker beklagen, die neue Software, auf deren Einsatz sich Bund und Länder verständigt haben, führe zu erheblichem Mehraufwand.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) teilt die Kritik von Städte- und Landkreistag. In einem Schreiben an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vom Mai fordert er, die fehlenden Schnittstellen müssten „kurzfristig“ bereitgestellt werden. In seinem aktuellen Antwortschreiben weist Spahn das Ansinnen mit einer Breitseite zurück: Es befänden sich derzeit weitere Funktionen in der Entwicklung, von denen alle Gesundheitsämter in Deutschland profitieren würden - und „nicht nur wenige“, die auf eine parallele Nutzung ihrer Bestandssysteme abstellen würden.