Coronavirus · Kommentar

Contra: Soll man die Impf-Patente freigeben?

US-Präsident Joe Biden will den Patentschutz vorübergehend aufheben. Wäre armen Ländern damit geholfen? Hajo Zenker glaubt, das globale Impfproblem müsste anders bekämpft werden.

07.05.2021

Von Hajo Zenker

Impfstoff für alle – überall in der Welt. Was für eine Verheißung. Sie soll durch das Aussetzen des Patentschutzes für Corona-Vakzin erreicht werden, wie nun auch die US-Regierung meint. Doch liegt es tatsächlich am Patentschutz, dass es nicht genug Impfstoff gibt – besonders für ärmere Länder?

Vielmehr scheint es doch so, dass es schwierig ist, die in Rekordzeit entwickelten Vakzine zuverlässig massenhaft zu produzieren. Selbst für Spezialisten. Das vergleichsweise kleine Unternehmen Biontech hatte sich ja nicht umsonst den Pharmariesen Pfizer als Partner an Bord geholt, um die Fertigung hochzufahren – und trotzdem gab es anfangs Produktionsprobleme. Astrazeneca und Moderna wiederum haben solche Fertigungsschwierigkeiten noch längst nicht überwunden. Alle westlichen Hersteller sind mittlerweile Kooperationen mit spezialisierten Lohnfertigern oder gar direkten Konkurrenten, etwa in Deutschland und der Schweiz, eingegangen, um die Mengen zu erhöhen. Und auch die können ihre Anlagen beileibe nicht über Nacht auf Vakzin umstellen.

Wenn die USA jetzt etwas tun wollen, das sehr schnell wirkt, sollten sie ihre Ankündigungen wahr machen und die Anwendung ihres Kriegsproduktionsgesetzes in der Pandemie endlich aufgeben. Das sorgt bisher faktisch nicht nur für ein Exportverbot für fertige Impfstoffe, sondern auch für dringend benötigte Materialien. Weshalb etwa der weltgrößte Impfstoffhersteller mit Produktionsproblemen kämpft, der zuvor bereits Millionen Dosen an ärmere Länder geliefert hatte. Der sitzt übrigens in Indien – wo aktuell massenhaftes Impfen extrem wichtig wäre.

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Erstellt:
07.05.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 43sec
zuletzt aktualisiert: 07.05.2021, 06:00 Uhr

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