Blau-Preis für Dokumentarfilm

Christopher Stöckle siegte, der Publikumspreis ging an drei Rottenburger

Den Sebastian-Blau-Preis bekam ein Film, in dem mehr Französisch als Schwäbisch gesprochen wird. Der Dokumentarfilm "Gingnéville" über die Liebe zwischen einem französischen Mädchen und einem deutschen Kriegsgefangenen wurde am Samstag im voll besetzten Waldhorn-Kino ausgezeichnet.

20.10.2014

Von Martin Zimmermann

Den Sebastian Blau Preis in der Kategorie Kurzfilm gewann diesmal Christof Stöckle (Mitte) für seinen Dokumentarfilm "Gingnéville" über die Liebe zwischen einem französischen Mädchen und einem deutschen Kriegsgefangenen. Links neben ihm SWR-Redakteurin Stefanie Schneider, rechts Wolfgang Wulz.

Den Sebastian Blau Preis in der Kategorie Kurzfilm gewann diesmal Christof Stöckle (Mitte) für seinen Dokumentarfilm "Gingnéville" über die Liebe zwischen einem französischen Mädchen und einem deutschen Kriegsgefangenen. Links neben ihm SWR-Redakteurin Stefanie Schneider, rechts Wolfgang Wulz.

Es gibt Dinge, die der Schwabe in seinem Dialekt besonders gut ausdrücken kann. Die Liebe gehört nicht dazu. "Im Leben gab es nie Worte dafür, was der Mann fühlte. Der Film hat Bilder für eine Zeit gefunden, die man nicht zurückholen kann", sagte SWR-Landessenderdirektorin Stefanie Schneider in ihrer Laudatio.

Im Film erzählt die Stimme des Opas von Filmstudent Christopher Stöckle im Nagolder Dialekt von der Flucht aus der französischen Kriegsgefangenschaft. "Da war so a Mädle, dia hot ons g'holfa." Stöckle beschloss, nach Frankreich zu fahren und nachzuforschen, ob die Frau noch lebt. "Ich spürte, dass da mehr zwischen den beiden war", erzählte Stöckle.

Tatsächlich fand er die inzwischen über 80-jährige Irène. Für die Liebe findet sie sehr direkte Worte: "Wir haben uns geliebt. Er war mein Mann. Wenn die Zeiten anders gewesen wären, dann hätten wir geheiratet", erzählt sie auf Französisch mit Untertiteln. "Ich habe den Film eigentlich nur für meinen verstorbenen Opa gemacht", sagt Stöckle. Dass er damit einen Preis gewonnen hat, bringt Stöckle in eine delikate Situation: "Meine Oma kennt den Film nicht und weiß auch nichts von Irène."

Zweiter Preis für Karl Stefan Röser

Für seinen ersten Platz erhielt Stöckle von Moderator Pius Jauch und den Vorsitzenden des Vereins mund.art Wolfgang Wulz ein Preisgeld von 2500 Euro und eine Magnum-Flasche Schwaben-Bräu.

Der zweiten Preis wurde für den Spielfilm "Die tiefe Stimme der Natur" von Karl Stefan Röser vergeben, der mit Schauspielern des Melchinger Lindenhof-Theaters auf der Alb gedreht wurde und auf einem Stück von Susanne Hinkelbein beruht. Der Film über zwei Jäger auf der Pirsch arbeitet mit Dialogen, die vom Tiefsinnigen ins Unsinnige abschweifen, und mit Farben, die vom Bunt ins Grau verblassen. Geradezu unheimlich dreht sich der Rotor einer Windkraftanlage durch die zweite Hälfte des Films.

Den dritten Preis erhielt das Dodokay-Musikvideo "I ben Bäcker" aus der SWR-Serie "Laible und Frisch", ein Zusammenschnitt aus dem "Making of" und Filmszenen. Beim Publikumspreis, über den die 120 Zuschauer im Waldhorn-Kino abstimmen durften, nutzte die Oberndorfer Band "Subber Sach" ihren Heimvorteil und gewann mit dem Musikvideo "Drohtesel Cowboys". Der Clip der Oberndorfer Tim Heumesser, Simon Schabert und Bernhard Böhringer kann auch auf der Internet-Plattform Youtube angesehen werden.

Einen mit 300 Euro dotierten Förderpreis übergab Wolfgang Wulz einer Delegation aus Schülern und Lehrern des Werner-Heisenberg-Gymnasiums aus Göppingen, das jedes Jahr ein eigenes Filmfestival veranstaltet und das drei Beiträge zum Wettbewerb eingereicht hat.

Unter den nominierten Filmen, die am Samstag im Waldhorn-Kino gezeigt wurden, waren außerdem ein schwitzerdütscher Animationsfilm und ein halbstündiger Dokumentarfilm über das traditionelle Backen im Holzbackofen eines Remstäler Backhäusles. Die fast 90-jährige Hauptdarstellerin des Films, lebe zwar noch, backe aber inzwischen nicht mehr, erzählten die Filmemacher Evy Kunze und Ebbe Kögel. Sie hatten den Film im Rahmen eines Projekts gemacht, das aussterbende Traditionen und spezielle Dialektbegriffe etwa für dünneres und dickeres Reisig oder für den Holzbackofen-Schieber zu konservieren versucht.

"Unter den 54 Einsendungen waren noch einige ähnliche Filme, aber nicht in der selben Qualität", sagte Kulturamtsleiter Karlheinz Geppert, der sich als Jurymitglied alle eingesendeten Filme angesehen hatte. "Leider nur auf einem Laptop. In einem Kino wirken die Filme noch einmal ganz anders", sagte Geppert.