Tübinger Kinder-Uni

Christiane Zarfl: Viel mehr drin als Wasser

Die Umweltforscherin Christiane Zarfl erklärte in der Kinder-Uni, warum die Flüsse früher ziemlich wild waren. Und es heute oft nicht mehr sind.

23.06.2022

Von Ulrich Janßen

Wie sehen Flüsse aus? Die jungen Studenten im Kupferbau zeigten es Christiane Zarfl. Die Bilder hatten sie zuvor selbst gemalt. Bild: Ulrich Metz

Wie sehen Flüsse aus? Die jungen Studenten im Kupferbau zeigten es Christiane Zarfl. Die Bilder hatten sie zuvor selbst gemalt. Bild: Ulrich Metz

Sooo viele verschiedene Flüsse! Allein in Tübingen gibt es den Neckar, die Steinlach, die Ammer, den Goldersbach. Und im Rest der Welt noch viele, viele mehr. Braune Flüsse, blaue und grüne, einen roten, einen gelben und sogar einen schwarzen Fluss: Der Rio Negro fließt bei Manaus in Brasilien in den Amazonas. Prof. Christiane Zarfl, die an der Tübinger Universität Umweltsysteme erforscht, hatte viele Fotos und Videos mitgebracht von den Flüssen. Und die etwa 120 Besucher im Kupferbau staunten, wie unterschiedlich die Flüsse fließen.

Manche sind ganz schmal und schnell, manche zwängen sich durch enge Schluchten, manche gibt es im Sommer nur als Flussbett, andere wiederum breiten sich mächtig aus, verzweigen sich vor der Mündung. Aber fast alle, die nicht in einem Kanal oder durch Gestein fließen, starteten ihre Laufbahn in Schlangenlinien. Das liegt daran, dass das Wasser in den Flüssen unterschiedlich schnell fließt, sagte Zarfl. Am Rand wird das Wasser oft aufgehalten von Steinen oder hartem Untergrund, es fließt dann langsamer und und wenn das eine Zeitlang so geht, macht der Fluss, weil er in der Mitte so schnell bleibt, eine Kurve. Zarfl sagte, dass man die Außenseite der Kurve Prallhang nennt und die Innenseite Gleithang.

Die Professorin sagte auch, dass im Fluss nicht nur Wasser fließt, sondern dass auch viele organische Elemente drin sind, die das Wasser grün oder braun machen. „Wenn meine Eltern sagen, der Fluss ist aber dreckig, dann sage ich ihnen, dass es sich um wichtiges organisches Material handelt und das sehr nützlich ist.“

Flüsse werden nämlich auch bewohnt. Von Fischen, Krebsen oder Muscheln, die sich von den Bestandteilen ernähren. Fluss sind einfach sehr nützlich. Für Tiere, aber auch für Menschen. Man kann, sagten die Kinder in der Vorlesung, daraus trinken, darin Boot fahren, schwere Dinge transportieren, Fische fangen, gereinigtes Abwasser einleiten und sogar Strom erzeugen. Das allerdings ist auch ein Problem.

Zarfl zeigte den Kinder ein Bild, auf dem alle Stauwehre der Erde zu sehen sind. Es sind unglaublich viele. Die Stauseen speichern Wasser, mit dem man Felder bewässern kann, aber man kann das Wasser darin auch nutzen, um Turbinen in Schwung zu bringen, die Strom erzeugen. Das ist eigentlich gut, denn es ist nachhaltig erzeugter Strom, sagte die Professorin. Andererseits hält so ein Stauwehr auch eine Menge nützlicher Bestandteile auf. „Unterhalb des Stauwehrs gibt es keine Sedimente mehr“, sagte Zarfl. Zudem trocknen vor allem in der Mündung Seitenarme aus, das Land dazwischen ist dann weniger fruchtbar.

Es kommt also darauf an, sagte Zarfl, dass möglichst viele Flüsse möglichst wild fließen. Sie freute sich deshalb sehr, dass es vor kurzem gelungen ist, den albanischen Fluss Vjosa, den letzten großen komplett wilden Fluss in Europa, zum Naturschutzgebiet zu erklären. Rein zufällig kam der Name „Vjosa“ auch bei dem Quiz heraus, dass die Kinder während der Vorlesung gemeinsam lösten.

Nächste Woche gibt es die Kinder-Uni-Urkunden

„Warum ist der Schäferhund kein Dackel?“: So lautet das Thema des letzten Vortrags in der diesjährigen Kinder-Uni-Reihe. Der Evolutionsbiologe Detlef Weigel, Max-Planck-Direktor und einer der bedeutendsten Tübinger Forscher, wird die Frage nutzen, um die Kinder mit der Evolutionstheorie bekannt zu machen. Nach dem Vortrag gibt Uni-Prorektorin Karin Amos auch die Kinder-Uni-Urkunden aus. Man bekommt sie, wenn man drei Stempel im Schein vorzeigen kann.