Viel Geld und politische Kraft für neue Stars
Chinesen greifen im Weltfußball an
Rekordtransfer in Asien: Für 42 Millionen Euro wechselt WM-Star Jackson Martinez zu Guangzhou Evergrande. Weitere Spitzenspieler sollen folgen.
Ulm. Der große Visionär der Bundesliga sah bereits vor vier Jahren das lukrative Geschäft im Reich der Mitte. "China ist der Markt der Zukunft", sagte Uli Hoeneß, damals Präsident des FC Bayern. Wenige Monate später brach er mit den Profikickern der Münchner mitten in der Saisonvorbereitung zu einem Kurztrip nach China auf. Es passte perfekt, auch weil sich die Reise idealerweise mit den dort ebenfalls aktiven Klubsponsoren wie Audi oder Adidas verknüpfen ließ.
Um die Kontakte zu vertiefen und neue Geschäftspartner gewinnen zu können, planen die Bayern gerade nach dem Vorbild der internationalen Konkurrenten wie Real Madrid oder Manchester United ein eigenes Büro in China zu eröffnen. Es könnte jedoch sein, dass die Münchner diese neuen Räume hauptsächlich beziehen, um einen besseren Blick auf die Aktivitäten der dortigen Klubs zu haben.
Der chinesische Fußball boomt. Mit sportlichem Ehrgeiz, ungeheuerer Finanzkraft und der politischen Macht des Landes arbeiten Vereine und Verbände an dem gezielten Vormarsch in die Weltspitze. Der Transfer des kolumbianischen Nationalspielers Jackson Martinez von dem spanischen Spitzenklub Atletico Madrid zu Guangzhou Evergrande dokumentiert eindrucksvoll, dass die Chinesen - zumindest was Ablösesumme und Gehalt betrifft - auf der höchsten Ebene des internationalen Fußballgeschäfts angekommen sind. 42 Millionen Euro wird Guangzhou für den 29 Jahre alten Angreifer nach Madrid überweisen, sein Jahresgehalt soll bei mehr als 20 Millionen Euro netto liegen.
Der finanzielle Aufwand stelle keine Probleme dar, so ließen die Kluboffiziellen der Chinesen verlauten, Martinez sei der Schlüssel auf dem Weg zu neuen Erfolgen. Die Klubs der Chinese Super League haben in diesem Winter rund 204 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Vier der fünf teuersten Wechsel weltweit gingen nach China, nur die Vereine der englischen Premier League (255 Millionen) gaben mehr aus. Das Transferfenster ist in China noch bis zum 26. Februar geöffnet.
Geht es nach Staatspräsident Xi Jinping, ist der Weg des chinesischen Fußballs klar umrissen: Erst qualifiziert sich seine Nationalelf regelmäßig für die WM, dann richtet sein Land eine WM aus und am Ende steht der WM-Triumph der eigenen Mannschaft. "Das ist schon ein wenig unrealistisch", sagt Marco Pezzaiuoli. Der Ex-Trainer von 1899 Hoffenheim ist seit einem Jahr als Nachwuchskoordinator bei Evergrande beschäftigt. "Das Fundament ist gelegt, aber die Weltmeisterschaft noch in weiter Ferne."