Tennis

Chancenlos im Duell mit den übermächtigen Tschechinnen

Das Team von Jens Gerlach unterliegt dem fünffachen Fed-Cup-Titelträger 1:4. Einzig Julia Görges überzeugt vor dem Stuttgarter Publikum.

23.04.2018

Von HELEN WEIBLE

Angelique Kerber verlässt enttäuscht den Court, nachdem sie die Wende beim Stand von 1:2 nicht geschafft hat. Foto: Thomas Kienzle/afp

Angelique Kerber verlässt enttäuscht den Court, nachdem sie die Wende beim Stand von 1:2 nicht geschafft hat. Foto: Thomas Kienzle/afp

Die deutschen Tennis-Damen haben den Einzug ins ersehnte Endspiel des Tennis-Länderkampfes verpasst. Im Fed-Cup-Halbfinale in der ausverkauften Stuttgarter Porsche-Arena verlor das Team in nomineller Bestbesetzung mit 1:4. Den einzigen Punkt holte Julia Görges hochverdient in ihrem zweiten Match gegen die Weltranglistensechste Karolina Pliskova. Die ehemalige Nummer eins der Welt, Angelique Kerber, wirkte in beiden Duellen gegen die tschechische Weltspitze chancenlos.

Nachdem Kerber erschreckend klar mit 2:6, 2:6 gegen Petra Kvitova verloren hatte, packte die 30-Jährige schwer enttäuscht ihre Tasche zusammen und verließ den Platz. Zuvor hatte Görges nach einem gebrauchten ersten Tag die Hoffnungen bei den Fans aufkeimen lassen. Am Ende jubelten aber die gut 300 tschechischen Anhänger frenetisch. Es passte auch ein bisschen ins Bild, dass das unbedeutende Doppel beim Stand von 5:7 aus deutscher Sicht abgebrochen wurde. Görges schmerzte die Bauchmuskulatur, um sich zu schonen, gab sie an der Seite von Anna-Lena Grönefeld auf. „Wir haben unser Bestes gegeben“, betonten Kerber und Teamkapitän Jens Gerlach unisono. Gegen einen Gegner dieser Qualität, mit diesem „Wahnsinns-Tennis“ habe man aber nicht mithalten können. „Ich bin stolz, mit welcher Moral mein Team nach dem 0:2 zurückgekommen ist“, so der Stuttgarter Gerlach, der die Zusammenarbeit mit den Spielerinnen als fruchtbar bewertet – einzig das Ergebnis am Wochenende ließ das Ensemble enttäuscht zurück.

Kerber, die ohnehin Zeit braucht, mit ihrem unbeliebten Sandbelag zurecht zu kommen, unterstrich ihre gedämpften Erwartungen an das Stuttgarter Turnier, das jetzt stattfindet. „Ich brauche ein paar Matches, um reinzufinden.“ Die Porsche-Gewinnerin von 2015 und 2016 wolle sich die nächsten Tage „keinen Druck machen“.

Bei Görges dürfte die Motivation größer sein, nimmt sie als einzige ein Erfolgserlebnis aus diesem Fed Cup mit. Mit einem hochsouveränen Auftritt bezwang Görges im Spitzen-Einzel die am Vortag zuvor so abgezockte Karolina Pliskova. In nur 55 Minuten beendete sie das dritte Match mit einem Ass zum 6:4, 6:2-Sieg. Das Erfolgsrezept lag ihrer Meinung nach darin, „positiv zu bleiben“ und für einen Überraschungsmoment bei der Gegnerin zu sorgen. Das war Görges hervorragend gelungen. Getragen von einer „unfassbaren Stimmung“ in der Porsche-Arena machte Görges von Anfang an ihr Spiel, leistete sich kaum Fehler und streute insgesamt acht Asse ein. Pliskova hingegen konnte ihre Stärken nicht ausspielen. Den zweiten Satz eröffnete Görges mit einem Break, was Pliskova sichtlich verärgerte. Sie verkürzte zwar noch zum 1:2, doch die deutsche Nummer eins ließ sich nicht beirren und machte kurzen Prozess.

Ganz gegensätzlich lief es für Görges am ersten Tag: Im ersten Satz führte sie noch 3:1, dann klappte ihr Service nicht, Petra Kvitova zückte eben diese Waffe und sicherte sich den Zweisatz-Sieg. „Ich hatte immer das Gefühl, ich bin nur am Laufen“, sagte Görges. „Wir geben die Hoffnung nicht auf“, sagte „Jule“ tapfer nach der 3:6, 2:6-Niederlage. Aber auch Angelique Kerber konnte den ersten Fed-Cup-Tag nicht erfolgreich gestalten. Gegen die Nummer sechs der Welt unterlag die zweifache Grandslam-Siegerin mit 5:7, 3:6. Kerber versuchte „die Kraft von unseren Zuschauern“ aufzusaugen. Doch an diesem Tag kam sie nicht gegen ihre Kontrahentin an. „Karolina servierte einfach zu gut“, sagte ihr Fed-Cup-Coach und dessen Vorgängerin Barbara Rittner gab zu: „Wir hatten wenig Chancen, aber jetzt im Turnier werden die Karten neu gemischt.“