Captain Fantastic

Captain Fantastic

Drama über einen Vater und seine sechs Kinder, deren Hippie-Leben am Rand der Zivilisation auf den Prüfstand kommt.

21.05.2016

Von Dieter Oßwald

Captain Fantastic

Papa Ben setzt auf rustikale Methoden bei der Erziehung. Gerade hat sein Teenager-Sohn ein Reh erlegt, jetzt muss er dessen rohe Leber essen. Mit seinen sechs Kindern lebt der Aussteiger abgeschieden in der Wildnis. Die hübsche Hippie-Idylle ist getrübt, seit die Mutter gestorben ist. Über die Todesursache wird es noch einige familiäre Diskussionen geben.

Doch zunächst ist Zusammenhalt gefragt: Der konservative Clan der Mutter will der wilden Öko-Verwandtschaft den Zugang zur Beerdigung verweigern und droht mit einer Sorgerechtsklage. Ben und seine Rasselbande lassen sich davon aber nicht beeindrucken. Im klapprigen Bus reisen sie gemeinsam zurück in die Zivilisation und mischen unterwegs die Spießer auf. „Die sind alle so fett“, fällt dem Jüngsten sofort auf, derweil Papa mit einem Nacktauftritt den Camping-Platz schockiert: „Keine Angst, das ist nur ein Penis.“ Gegen den reichen Opa und seine Anwälte erweisen sich solche Provokationen freilich als wirkungslos.

Nach einem furiosen Auftakt sowie einer vergnüglichen Einführung der Figuren verschenkt dieses schräge Familiendrama (Regie: Matt Ross) allerdings viel von seinem Potenzial. Die Konfrontation der Anarcho-Freigeister mit der biederen Konsumwelt bietet situationskomische Momente, kommt über das Level von Sitcom-Späßen jedoch nur selten hinaus. Die Running Gags, etwa über das üppige Sex-Wissen der kleinen Tochter, wirken eher angestrengt als originell. Was wie ein würdiger Nachfolger von „Little Miss Sunshine“ beginnt, verliert im zweiten Teil deutlich an Tempo und Frechheit.

Als dicker Pluspunkt erweist sich das Ensemble. Die Kids kommen mit ungekünstelter Coolness daher. Und „Herr der Ringe“-Held Viggo Mortensen ist ohnehin immer eine Klasse für sich – als rebellischer Hippie erst recht!

Der Geschichte einer Hippie-Familie auf Konsumwelt-Trip geht etwas zu früh die Luft aus.

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Erstellt:
21.05.2016, 14:37 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 52sec
zuletzt aktualisiert: 21.05.2016, 14:37 Uhr

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