Tübingen · Berufliche Schulen

Campusgebäude: „Es kostet, was es kostet“

Für fast 30 Millionen Euro beschloss der Kreistag ein Campusgebäude.

23.09.2021

Von Wolfgang Albers

Einstimmig war, was Kreisrat Eugen Höschele so charakterisierte: „Das ist ein fast brachialer Beschluss.“ Den fasste der Tübinger Kreistag in seinem Sozial- und Kulturausschuss: Der Landkreis Tübingen erweitert die Beruflichen Schulen Derendingen um ein Campusgebäude – da sind Klassenzimmer drin, aber auch die Mensa und eine Mediathek.

Schon ein Pfund

Für den Kreis ist das schon „ein Pfund wie sonst nie im letzten Jahr“, so wieder Eugen Höschele: 29,5 Millionen Euro kostet das Projekt – nach dem jetzigen Stand. Nicht umsonst stand fettgedruckt fast schon ein Stoßgebet in der Sitzungsvorlage: „Aufgrund der sich derzeit extrem dynamisch entwickelnden Baupreissteigerungen bleibt zu hoffen, dass der pauschale Ansatz der Preissteigerungen ausreichend ist.“ Nochmal, fast fatalistisch, Eugen Höschele: „Es kostet, was es kostet.“ Übrigens, wenn man den auf 50 Jahre angelegten Lebenszyklus des Gebäudes betrachtet samt allen Folgekosten: Dann stehen am Ende 47,4 Millionen Euro da.
Das ganze Projekt war noch zu Jahresbeginn mit 26,5 Millionen Euro veranschlagt worden. Was den Preis jetzt schon treibt, erläuterte Werner Walz, Leiter der Zentralen Verwaltung im Landratsamt. Zum einen wird jetzt in dem Gebäude die IT für alle Schulen gebündelt. Das braucht mehr Raum, neue Ausstattung und auch technische Ausstattung. Außerdem gibt es höhere Baukosten, weil zum Beispiel das Obergeschoss mit Holz gebaut wird.

Und ein Pufferspeicher für die Heizung muss durch die Umplanung in die Außenanlagen verlegt werden, was dort auch teurere Arbeiten nötig macht. Bei den Außenanlagen richtet der Kreis auf seine Kosten auch die städtische Fläche vor der Feuerhägle-Sporthalle – als Ausgleich erhält er städtische Flächen vor dem Campusgebäude.

Viel Lob in der Runde

Für die Mehrausgaben erhält der Kreis auch mehr, warb Werner Walz: So sei langfristig die Konzentration der IT an einem Standort von Vorteil. Und das Holz-Obergeschoss bringe Vorteile in der Ökobilanz.

Auf die ist Werner Walz sowieso stolz. Eine Zertifizierung nach den Kriterien „Nachhaltiges Bauen Baden-Württemberg“ hat ergeben: Das Campusgebäude braucht nur 28 Prozent der Energie des entsprechenden Vergleichsgebäudes. „Eine stramme Leistung“, lobte Werner Walz. „Da haben die Architekten und Ingenieure an vielen Stellen feilen müssen.“
So gab es viel Lob in der Runde. Uneingeschränkt zufrieden zeigten sich die Schulleiter. Am meisten Kritik bekam das Land ab – in Sachen Förderung nämlich. Aus dem Schulbautopf gibt es 6,3 Millionen, aber von den KfW-Programmen, die nachhaltiges Bauen fördern – nichts.

Das Gremium äußerte Unmut, und Landrat Joachim Walter versprach, nachzuhaken: „Ich werde mal die Kultusministerin anschreiben.“ Mit nicht zu optimistischen Erwartungen: „Da ist schwer etwas zu bewegen.“

Was und wo essen die Schülerinnen und Schüler?

Das Campusgebäude erhält eine Mensa mit dem Verfahren „Cook and Chill“ – also vorgekochten und heruntergekühlten Speisen. Warum keine Vollküche, wo direkt zur Essensausgabe gekocht wird? Für den Pächter ist „Cook and Chill“ besser, um auf den Bedarf zu reagieren – es wird nicht zuviel gekocht, wenn mal doch der Andrang nicht so groß ist. Und frisch gekocht, möglichst noch bio – das schlägt auch auf den Preis durch. Auch ist die Schülerschaft in den Berufsschulen älter und sozusagen autonomer im Essen, sagte Werner Walz: „Die wollen nicht nur gesund, da muss es auch mal etwas Deftigeres sein.“ Und sie haben die Auswahl: „Bäcker, Metzger und Discounter sind alle in der Nähe.“