Politik
Bye-bye, gerne auch mit Pathos
Donald Trump muss abtreten – jetzt könnte man mit einer wirklich patriotischen amerikanischen Musik feiern, mit Aaron Coplands 3. Sinfonie.
Endlich ist es vorbei: vier Jahre Donald Trump im Weißen Haus. Er war die Karikatur von einem US-Präsidenten, aber leider echt. Die Cartoonisten haben sich an dieser orangenen Locke abgearbeitet, aber jetzt will man das alles nicht mehr sehen. „Make America Great Again“, war Trumps Schlachtruf. Das gilt nach ihm erst recht.
Für die Kultur war der unkultivierteste US-Präsident ever, der auch keine Bücher, sondern offenbar nur im Twitter-Format liest, eine enorme Herausforderung. Abgesehen davon, dass er die „linken“ Intellektuellen mit Hass überzog oder diese sowieso nicht wahrgenommen wurden. Immer galt: Die Fiktion im Fernsehen oder im Kino hatte – von der Seifenoper bis zum Thriller – kaum eine Chance gegen Trumps politische Reality-Show. Und noch diese Bilder seiner Anhänger beim Sturm auf das Kapitol, der in den Büros der Senatoren herumfläzende Mob – da kann jede Kunstaktion über Massenwahn, jede provokante Satire über Volksidiotie einpacken.
Copland (1900-1990) war ein Sohn jüdischer Einwanderer aus Litauen, denen in New York, in Brooklyn, ein Warenhaus gehörte. Seine Eltern waren wohlhabend, er durfte nach Paris und Musik studieren, er bewunderte Igor Strawinsky, er komponierte avantgardistisch, war vom Jazz inspiriert und bald bekannt. Aber in den 1930er Jahren setzte Copland sich ein neues Ziel: mit seinen Werken auch den „common man“ anzusprechen, die einfachen Leute, ohne deshalb banal zu werden. Er verkomponierte populär die amerikanische Landschaft, die Folklore, die Historie: von „Appalachian Spring“ bis zu Ballettmusiken wie „Billy The Kid“ und „Rodeo“. Für seine Filmmusik erhielt er auch einen Oscar. Zudem hatte Copland großen Einfluss auf Generationen von US-Komponisten, zu seinen Freunden und Schülern zählte Leonard Bernstein.
Euphorische Klänge
Zur 3. Sinfonie gehören musikalische Landschaftsmalerei und Großstadtwirbel, sie handelt von einem liberalen, hoffnungsvollen Amerika – und dann folgt eben dieses Finale wie aus einem Hollywood-Epos, das eine bessere Welt beschwört. Eine Musik, die aufrüttelt, euphorisiert. Also wenn schon US-Pathos, dann mit Aaron Copland.