Bußprozession jenseits der Wolkenkratzer

Ein Land als Baustelle, auf dem Sprung in die Zukunft. Mit riesigen Hochhaustürmen der Hauptstadt Manila beginnt der Dokumentarfilm „Ta Acorda Ba Tu El Filipinas?“ der spanischen Regisseurin Sally Gutiérrez, geboren 1965 in Madrid. Vom neuen Manila mit Wolkenkratzern wie im modernen China schwenkt die Kamera auf ärmere Vierel, auf provisorische Behausungen, auf Wasserwege und Straßen. Ein älteres Paar bereitet sich auf einer Lage Karton ein provisorisches Schlaflager. Ein alter Mann bietet auf der Straße rote Kerzen feil. Und was treibt die Männer, die in einer Art Bußprozession offenbar sich selbst geißeln?

Touristen lassen sich von einem Stadtführer die Geschichte Manilas erläutern. Dazwischen wird immer wieder der Blick auf das Meer in der Morgendämmerung eingeblendet. Doch die Schiffe am Horizont wirken so massiv, dass sie vermutlich militärischen Zwecken dienen. Wahrscheinlich weiß die Filmemacherin Genaueres. Die leichten Boote der Einheimischen, näher an der Küste festgemacht, wirken dagegen zerbrechlich wie Spielzeuge.

Gutiérrez ist auch bildende Künstlerin. Sie erläutert nichts, sondern lässt die Bilder für sich sprechen. Ihre Dokumentation ist zugleich ein Film-Essay über die urbane und industrielle Entwicklung, die vielfältigen Bewohner der Philippinen, die Kolonialgeschichte und die Kriege und Konflikte des 20. Jahrhunderts.

Auf Mindanao, der zweitgrößten Inselgruppe, gab es immer wieder gewaltsame Konflikte um Landrechte und Bodenschätze: „Das Erste, was die Amerikaner taten, war, die Landnutzung zu regulieren“, sagt einer der durchweg anonym bleibenden Protagonisten.