Liebesbekenntnis zu Hirrlingen

Bürgermeisterkandidat Heiko Kübler machte am Mittwoch Wahlkampf im Café Biesinger

Rund 30 Besucher, die meisten davon Männer, konnte der Hirrlinger Bürgermeisterkandidat Heiko Kübler am Mittwochabend im „Café Biesinger“ begrüßen. Die Themen reichten von der Umgestaltung der Ortsmitte über díe Vergabe öffentlicher Aufträge bis zum Steinbruchverkehr.

19.02.2016

Von Hete Henning

Am Mittwoch warb Heiko Kübler im „Café Biesinger“ um die Gunst der Wähler und Wählerinnen. Hirrlingen könne für ihn „eine Lebensaufgabe“ werden.  Bild: Franke

Am Mittwoch warb Heiko Kübler im „Café Biesinger“ um die Gunst der Wähler und Wählerinnen. Hirrlingen könne für ihn „eine Lebensaufgabe“ werden. Bild: Franke

Hirrlingen. Als Kübler um 19 Uhr im „Café Biesinger“ zu seiner Wahlveranstaltung eintraf, war der ganz überwiegende Teil der Gäste bereits da. Kübler, in schwarzem Sakko, anthrazitfarbenem Pullover und grauer Hose, nahm der Übersicht halber nicht an einem der Tische, sondern etwas erhöht auf einem Barhocker am Eingang Platz. Als Rückenlehne diente ihm dort die schwer behängte Garderobe der Gaststätte.

Die Klientel des 42-jährigen Rechtsanwalts aus Steinenbronn bestand am Mittwochabend vor allem aus Männern, viele davon bereits im Rentenalter. Auch aktive und ehemalige Mitglieder des Hirrlinger Gemeinderats waren gekommen, und mit Franz Bürkle hatte sich auch ein unermüdlicher Zuhörer und Fragensteller bei Gemeinderatssitzungen eingefunden.

Bürkle wollte auch wissen, was Kübler als ehemaligen Verwaltungsdirektor einer Hochschule und Geschäftsführer des Wirtschaftsverbands CDH dazu bewege, das Bürgermeisteramt in einer 3000-Einwohner-Gemeinde anzustreben und dabei eventuelle finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen. Der Hirrlinger Bürgermeister verdiene mehr als der Geschäftsführer des Verbandes, sagte Kübler. Aber es gehe nicht um den finanziellen Anreiz: „Es gibt einen Jugend- und Studientraum von mir, und der heißt Bürgermeister.“ Er wolle mit Menschen arbeiten und mit dem Gemeinderat gestalten. Der Eindruck, er sei überqualifiziert, sei falsch. „Hirrlingen kann für mich Lebensaufgabe werden“, sein Ziel sei es, sehr lange Bürgermeister zu bleiben, so Kübler. „Das war jetzt ein klares Liebesbekenntnis zu Hirrlingen. Jetzt hoff’ ich bloß, dass Sie meine Avancen auch annehmen.“

Ein anderer Hirrlinger erkundigte sich nach Küblers Plänen für die Umgestaltung der Ortsmitte. Der Platz, betonte er, „ist für uns wichtig, weil man da schöne Feste machen kann“. Kübler antwortete, dass er dafür zunächst Vorschläge aus der Bürgerschaft einholen wolle. Kämen bestimmte Ideen besonders oft vor, wolle er einen externen Fachmann damit beauftragen, etwas daraus zu machen. Das Ergebnis müsse dann natürlich im Gemeinderat diskutiert und entschieden werden.

Auf dem Schulhof, erklärte Kübler einem anderen Frager, gehe es darum, den Bodenbelag „ein bissle auf Vordermann zu bringen“. Das werde nicht den Gemeindehaushalt sprengen, aber wegen technischer Leitungen im Untergrund auch nicht ganz umsonst zu machen sein.

Im Namen der Hirrlinger Handwerksbetriebe erkundigte sich Franz Bürkle, ob Kübler auch einen Vorschlag habe, wie künftig mehr Bauaufträge der Gemeinde an Firmen aus dem Ort vergeben werden könnten. Kübler führte seinen Vater an. Der habe als Inhaber eines Elektrobetriebs gesagt: „Das Geld muss im Flecken bleiben.“ Ins Vergaberecht müsse er sich aber noch einarbeiten. „Wenn es Spielregeln gibt, können wir uns nicht einfach darüber hinweg setzen.“ Gebe es Spielräume, könne man sie nutzen. Den Hinweis eines Handwerkers, dass das mit der Vergabe an Einheimische in Rangendingen funktioniere, nahm Kübler interessiert zur Kenntnis. Sollte er am Sonntag gewählt werden, werde er ohnehin mit den Bürgermeistern der Nachbargemeinden das Gespräch suchen, sagte er.

Um über den Steinbruchverkehr und die angedachte Betriebsstraße zu reden, wisse er noch nicht genug, lehnte Kübler jegliche inhaltliche Diskussion ab. Er sei sicher, dass es Papiere und Protokolle gebe, die er erst als Schultes sehen dürfe. Eins sagte er angesichts der aufgeheizten Stimmung aber zu: Wenn es soweit sei, werde es mit ihm „keine Entscheidung geben, die die Bevölkerung vor vollendete Tatsachen stellt“. Betroffene bekämen rechtzeitig Gelegenheit, sich dazu zu äußern.

Auch Küblers beruflicher Werdegang und seine Religionszugehörigkeit kamen zur Sprache

Zu Beginn seiner Wahlveranstaltung am Mittwoch im „Café Biesinger“ nahm Bürgermeisterkandidat Heiko Kübler Stellung zu dem TAGBLATT-Bericht über seine Position beim Wirtschaftsverband für Handelsvermittlung und Vertrieb Baden-Württemberg (CDH) und beantwortete auch Fragen aus dem Publikum dazu (siehe unseren gestrigen Artikel „Heiko Kübler ist Geschäftsführer“).

Im Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit an der SRH Hochschule für Wirtschaft und Medien in Calw sagte Kübler, er sei „Geschäftsführer der Trägergesellschaft“ der Hochschule gewesen. In einer Pressemitteilung hatte er dem TAGBLATT am 22. Januar berichtet, er habe die Stelle „des Verwaltungsdirektors“ der Hochschule innegehabt. Nach Auskunft der Hochschule ist beides richtig. Kübler sei ab 2002 Verwaltungsdirektor und später auch Geschäftsführer der Trägergesellschaft gewesen, so Personalleiterin Petra König. 2007 wechselte er zum Wirtschaftsverband CDH.

Kübler nahm auch erneut Stellung zu Gerüchten um seine Religionszugehörigkeit: Er sei evangelisch. Mit der Scientology-Sekte habe er nichts zu tun: „Davon distanziere ich mich ausdrücklich!“