Frischer Wind für Flora und Fauna

Bürger sehen Naturschutzgebiet Weggental bedroht

Um das Rottenburger Naturschutzgebiet Trichter-Ehehalde kümmert sich neuerdings ein Bürgerprojekt. Es nennt sich „Lebensraum Weggental“.

12.05.2018

Von Werner Bauknecht

Gütlesbesitzer, und Wengerter sollen die Kulturlandschaft im Weggental erhalten, Naturschützer kümmern sich um die Artenvielfalt. Bild: Kuttler-Merz

Gütlesbesitzer, und Wengerter sollen die Kulturlandschaft im Weggental erhalten, Naturschützer kümmern sich um die Artenvielfalt. Bild: Kuttler-Merz

Etwa 30 Bürger und Bürgerinnen trafen sich am Mittwoch im Rottenburger Rathaus zur ersten Versammlung des Bürgerprojekts. Die Mitglieder sind größtenteils Eigentümer, Anwohner und Naturfreunde, die das Naturschutzgebiet Weggental bedroht sehen. Auch in der Stadtverwaltung wird das so eingeschätzt. „Die Stadt und auch Oberbürgermeister Stephan Neher freuen sich über das Projekt“, sagte die Leiterin der Stabsstelle Umweltschutz der Stadt, Hannah Wagner, „und wir freuen uns sehr über Ihre Vorschläge zu Pflegemaßnahmen.“ Bei dem Projekt geht es um die Festlegung der Ziele und Handlungen zum Naturschutz im „Lebensraum Weggental.“

Trotz Naturschutz ausgestorben

Rainer Schnell, Mitgründer der Gruppe, ist Käferkundler. Er kennt die Daten zum Weggental genau. Trichter und Ehehalde sind seit 1938 Naturschutzgebiet (NSG). Seitdem, sagt Schnell, sind 14 Pflanzenarten ausgestorben. Es gibt im gesamten Weggental noch 37 Schmetterlingsarten, 26 davon im NSG. Außerdem zählte er 81 Vogelarten sowie Reptilien wie Blindschleichen und Glattnattern. Neben der Ehehalde und dem Trichter ist der sich anschließende Gürtel, der auch den Spitzberg und den Pfaffenberg beinhaltet, FHH-Gebiet, also europäisches Schutzgebiet in Natur- und Landschaftsschutz.

Naturschützer Thomas Lange stellte den Lebensraum Weggental vor. Er sei Lebens- und Erholungsraum für Mensch und Tier, aber man müsse die Bedingungen für die Artenvielfalt verbessern. Gefragt seien die Wengerter, die Anwohner, die Gütlesbesitzer, um die Kulturlandschaft zu erhalten. Ihr Bürgerprojekt kümmere sich um „förderungswürdige Anträge für Pflegemaßnahmen“ und die Erarbeitung gemeinsamer Lösungen, vor allem mit der Verwaltung. Die Schirmherrschaft übernahm die Bürgerstiftung Rottenburg.

Trichter-Ehehalde ist das zweitälteste Naturschutzgebiet Südwürttembergs. Es umfasst 2,7 Hektar Fläche, der Trichterrand befindet sich 54 Meter über der Talsohle. Problem: Die Nordhänge sind stark verbuscht, es gibt kaum ein Durchkommen. Unter Naturschutz stehen auch die Wege vom Huthüttle am Grat entlang nach Westen.

Volker Kracht, der im Regierungspräsidium die Naturschutzbehörde leitete, fand, dass die Menschen „in wenigen Jahrzehnten alles verändert haben. Aber wir sind es unseren Vorfahren schuldig, diese Landschaft zu pflegen“. Vier Punkte stellte er zusammen, die schützenswert sind. Landschaftlich sei es der hohe Reiz, „wie ein Naturtheater“. Geologisch müsse man zum Beispiel die Deckenschotter (Hochterrassen aus Stein). Zudem gehe es um die Artenvielfalt in Flora und Fauna.

Der Trichter ist fast unsichtbar

glichkeiten, um die Verbuschung einzudämmen, wären beispielsweise eine Beweidung durch Ziegen oder jährlich zweimaliges Mähen. Auf jeden Fall soll auf die Folgepflege und die Folgenutzung geachtet werden. Auch die Erlebbarkeit des Trichters, der an ein Amphitheater erinnert, aber wegen des starken Bewuchses kaum zu erkennen ist, soll wieder hergestellt werden. Was die Flächen betrifft: Auf städtische Flächen innerhalb des NSG sowie des gesamten Weggentals kann am ehesten und schnellsten zurückgegriffen werden. „Soweit sie nicht verpachtet sind“, gab Wagner zu bedenken.

Die Teilnehmer bildeten, unter der Moderation von Walter Hahn von der Bürgerstiftung, vier Gruppen, um die Schwerpunkte Chancen, Risiken und Maßnahmen zu diskutieren. Die Ergebnisse kamen auf eine Pinnwand. Als Chancen beim Engagement bei „Lebensraum Weggental“ sahen sie die Erhaltung der Artenvielfalt und Lärmschutz. Zudem könne verhindert werden, dass dort ein Baugebiet entsteht. Auch eine Sensibilisierung der Bürger sei möglich. Risiken könnten ein erhöhter Publikumsverkehr durch Touristen, neue Trampelpfade, Vermüllung durch Besucher und vermehrter Hundekot sein. Als Handlungsanweisungen gaben die Teilnehmer den Projektbeteiligten auf den Weg, sich untereinander zu vernetzen, Öffentlichkeit herzustellen, sich um Fördermittel zu kümmern und mit den Grundbesitzern und Pächtern zu reden.

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Erstellt:
12.05.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 45sec
zuletzt aktualisiert: 12.05.2018, 01:00 Uhr

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