Tübingen

Brot und Wasser

Ein Schwenk von Krieg und Frieden im historischen Troia („Schatz des Monats“, 18. Januar) und bei den Hellenen der Antike zum aktuellen Krieg in der Ukraine.

07.02.2023

Von Jens Rüggeberg, Tübingen

„Ein Tonrelief aus Troia erinnert an die zyklische Wiederkehr des Krieges.“ So lautete die Bildunterschrift unter dem Foto eines Reiterheros aus dem 3. bis 1. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, wohl einem Weihegeschenk in einem unbekannten Kult. Er sei jungen Männern der Region wichtig gewesen. Ein Kult des Krieges?

Verehrten damals alle Hellenen Kriegsgötter? Keineswegs! Seit einem Friedensabkommen 374 vor unserer Zeitrechnung wurde die Friedensgöttin Eirene, Tochter des Zeus, nicht mehr nur von Dichtern gepriesen, sondern auch sakral verehrt. Bei Aristophanes befreit der wackere Winzer Trygaios sie, die der Kriegsgott Polemos gefangengesetzt hatte. Alle feiern den Frieden und das Ende der Kriege. Wirklich alle? Anscheinend nicht – Trygaios zu Hermes: „Und wünscht ein Lanzenschmied, ein Waffenkrämer / Den Krieg, nur dem Profit zulieb, der falle / In Räuberhand und koste Brot und Wasser!“

Wie aktuell! Gelänge es, im Ukraine-Krieg einen Waffenstillstand herbeizuführen, die Waffenlieferungen ins Kriegsgebiet zu stoppen und die Militarisierung gerade auch der deutschen Politik rückgängig zu machen, wie groß wäre das Wehklagen von Rheinmetall & Co. und deren Aktionären! Die sollte man auch auf Brot und Wasser setzen!