Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück

Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück

Renée Zellweger brilliert als rustikal romantische Prinzessin Pummelchen.

11.11.2015

Von Klaus-Peter Eichele

So lebensnah kann Kino sein. Miss Jones, die Heldin dieses Films, ist keine so genannte Traumfrau à la Julia Roberts oder Jennifer Lopez. Miss Jones ist ein zu klein gewachsenes Pummelchen mit Pausbacken, Doppelkinn und Kummerspeck um die Hüften, den sie vor wichtigen Dates in orthopädische Unterhosen zwängt. Was aber gar nicht nötig wäre, weil sie wegen ihres Hangs zu Wodka und einer deutlich unterentwickelten Kompetenz in Sachen Flirt und Smalltalk eh zu ewigem Single-Dasein verdammt scheint. Da helfen auch die paar Jubel-Nächte nicht weiter, in denen sie ihr erotomanischer Chef (Hugh Grant) aus einer Sex-Laune heraus in die Kissen zerrt. Alles in allem ist Miss Jones eine rundum peinliche Erscheinung ein Schicksal, dass sie mit ungefähr 90 Prozent aller Erdenbewohner teilt.

Andererseits befinden wir uns in einem Hollywoodfilm, und so ist von vornherein klar, dass Miss Jones nicht ewig einsam und trunken in ihrem mülligen Appartment versauern kann, sondern der Fahrschein ins Glück hinter ihrem Rücken längst gebucht ist. Im Grunde erzählt Regisseurin Sharon Maguire einmal mehr die Groschengeschichte vom hässlichen Entlein, das, wenn man es nur lange genug anschaut, zur Prinzessin wird. Nicht gerade wahnsinnig originell. Trotzdem ist „Bridget Jones“ ein guter Film.

Das liegt zum einen an den blitzsauberen, aus der bestsellenden Roman-Vorlage von Helen Fielding abgekupferten Tagebuch-Texten, die ein beständig hohes Schmunzel-Niveau garantieren. Der entscheidende Trumpf des Films ist aber Renée Zellweger. Hätte zum Beispiel Sandra Bullock die Hauptrolle gekriegt, wäre wohl ein plumpes Märchen mit reichlich Überzucker herausgekommen. Zellweger hat dagegen neben ihrem unbestreitbaren Liebreiz auch die Ruppigkeit und den rustikalen Charme, um Miss Jones ganz dicht an die allseits bekannte Lebenswirklichkeit heranzuführen. Sie nicht bloß als einen heillos romantischen Tollpatsch vorzuführen, sondern auch die Grausamkeit des Single-Alltags mit Übergewicht, eingeschweißten Käsescheiben im Kühlschrank und öden Fernseh-Talkshows zu dokumentieren. Und welcher weibliche Star außer ihr hätte es gewagt, sich wie weiland Robert De Niro für eine Filmrolle Dutzende von Pfunden anzufuttern?

Dass „Bridget Jones“ mit dieser Mischung aus Bodenständigkeit und Romantik zum Weltkonsensfilm dieses Sommers wurde, ist ein Silberstreif am derzeit arg düsteren Hollywood-Horizont.