Großeinsatzauf dem Gaisbühl

Reutlingen: Brand in Fachpflegeheim fordert drei Todesopfer

Am Dienstagabend brach in einem sozialpsychiatrischen Pflegeheim in der Reutlinger Oberlinstraße ein Feuer aus. Drei Menschen starben, eine Person wurde schwer verletzt. Elf weitere kamen zur Untersuchung in die Klinik.

17.01.2023

Von itz/job/dem

Bild: Thomas de Marco

Bild: Thomas de Marco

Als die Feuerwehr an der Einrichtung auf dem Hofgut Gaisbühl ankam, saß am Eingang bereits eine Person mit rußgeschwärztem Gesicht und wurde vom Personal betreut, berichtete Einsatzleiter Martin Reicherter. Doch oben im ersten Stock, wo das Feuer gegen 19.43 Uhr ausgebrochen war, zeigte sich den Einsatzkräften erst das ganze Ausmaß der Katastrophe: drei Tote und zwei Schwerverletzte forderte der Brand nach Auskunft der Rettungskräfte am Abend vor Ort. Eine Person musste noch vor Ort intubiert werden. In der Nacht sprach die Polizei in einer Pressemitteilung dann nur noch von einer schwerverletzten Person und insgesamt zwölf Verletzten, die alle außer Lebensgefahr sind. Ums Leben kamen eine 53-jährige Frau sowie zwei Männer im Alter von 73 und 88 Jahren.

Nach Angaben der Feuerwehr war das Feuer bereits weitgehend aus, als die Retter mit Hilfe eines Schlüssels in den zunächst verschlossenen Wohnbereich gelangen konnten. „Der Brand war begrenzt auf ein Patientenzimmer“, sagte Reicherter. Der Putz, der dort überall von den Wänden geplatzt war, deute darauf hin, „dass wir eine enorm lange Vorbrennzeit und eine enorme Hitze hatten“, so der Einsatzleiter. Die Menschen, die ums Leben kamen, starben wahrscheinlich an einer Rauchgasvergiftung.

Hohe Betreuungsintensität

Außerdem habe die Feuerwehr etwa 20 verschlossene Türen vorgefunden, deren zugehörige Räume alle durchsucht werden mussten. Eine Person, die sich nicht selbstständig über eine Leiter befreien konnte, musste demnach über ein Fenster gerettet werden.

Insgesamt gab es in dem Gebäude vier Wohngruppen mit jeweils acht Plätzen, die sich auf zwei Stockwerke verteilten. Das Feuer brach ausgerechnet bei einer siebenköpfigen Gruppe „mit hoher Betreuungsintensität“ aus, wie der Einrichtungsleiter Prof. Gerhard Längle sagte. Er zeigte sich geschockt: „Es ist eine Katastrophe!“ Bei der Einrichtung handelt es sich um ein Fachpflegeheim für ältere Menschen, die psychische Wiedereingliederung bekommen.

Zunächst hatte es Angaben über mehr als zehn Verletzte gegeben. Doch die anderen Bewohnerinnen und Bewohner sowie Pflegekräfte wurden nicht schwerer verletzt. Fünf Personen des psychosozialen Nachsorgediensts kümmerten sich vor Ort um sie. Sie sollen kurzfristig anderweitig untergebracht werden. Auch die Beteiligten der Feuerwehr bekamen auf der Wache eine psychologische Betreuung. Der Leitende Notarzt Jörg-Uwe Renz sprach – wie auch Reicherter – von einem „sehr belastenden Einsatz“.

Ermittlungen werden dauern

Die Polizei hat die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen, „aber das wird Tage oder Wochen dauern“, sagte Sprecher Lutz Jaksche. Vorerst bleibt das Gebäude, das der Bruderhaus Diakonie gehört, verriegelt. Betrieben wird das Pflegeheim von der Gemeinnützigen Gesellschaft für Gemeindepsychiatrie Reutlingen.

Zwei Löschzüge der Reutlinger Feuerwehr waren an der Ecke Ringelbachstraße / Oberlinstraße im Einsatz, dazu über 80 Rettungskräfte, die alle gut sechs Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort waren. Die Polizei war unter anderem mit dem Kriminaldauerdienst dabei. Noch am späten Abend informierten die Beteiligten bei einer Pressekonferenz vor Ort über die Katastrophe.

„Ein schwarzer Abend für die Stadt Reutlingen“

Vor Ort waren am Dienstagabend auch Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck sowie Bürgermeister Roland Wintzen. „Was hier passiert ist, ist furchtbar“, sagte Keck. „Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen und den Verletzten, denen wir alles Gute wünschen. Ein schwarzer Abend für die Stadt Reutlingen.“