Tübingen · Cyber Valley

Bosch baut nicht auf dem Horemer in Tübingen

Der Konzern bestätigt den Rückzug seines geplanten „AI-Campus“ und spricht von „ersten Gedanken zu einem gemeinsamen Gebäude“.

16.02.2023

Von Sabine Lohr

Anfang 2020, als dieses Foto eines Modells für den Tübinger Horemer entstand, verkündete Bosch auf seiner Homepage, allein in den Tübinger KI-Campus 100 Millionen Euro investieren zu wollen. Bild: Bosch

Anfang 2020, als dieses Foto eines Modells für den Tübinger Horemer entstand, verkündete Bosch auf seiner Homepage, allein in den Tübinger KI-Campus 100 Millionen Euro investieren zu wollen. Bild: Bosch

Bosch baut seinen auf dem Horemer geplanten Campus für Künstliche Intelligenz nicht. Das bestätigte der Konzern am Donnerstag: Eine Konzentration der KI-Aktivitäten an einem Ort entspreche „im globalen Geschehen und vor dem Hintergrund von erfolgreich zusammenarbeitenden virtuellen Teams nicht mehr der unternehmerischen Realität“, schrieb Bosch-Sprecherin Christiane Wild-Raidt auf Nachfrage des TAGBLATTs. „Deshalb nimmt Bosch Abstand von der in Tübingen geplanten Investition für den Bau eines eigenen Innovationszentrums“, heißt es weiter. Bosch strebe eine gemeinsame Lösung „mit Stadt, Universität und den Max-Planck-Instituten“ an.

Derzeit würden „erste Gedanken zu einem gemeinsamen Gebäude“ entstehen, in dem Bosch dann „einen Teil in Anspruch nehmen könnte“. Bosch bleibe Mitglied der Forschungskooperation Cyber Valley, „um die KI-Forschung in Baden-Württemberg zu stärken und voranzutreiben“. In der Corona-Zeit habe sich gezeigt, dass Teams virtuell erfolgreich zusammenarbeiten könnten, so Wild-Raidt. Nähere Auskünfte zu den Plänen wollte sie aber noch nicht geben: Dazu sei es zu früh.

Oberbürgermeister Boris Palmer wiederholte am Donnerstag, was er dem TAGBLATT bereits am Montag gesagt hatte: „Stadt und Land haben ein großes Interesse daran, dass Bosch sich in Tübingen engagiert.“ Auch er wollte sich zu den Ideen einer Zusammenarbeit zwischen Bosch, der Stadt, der Universität und den Max-Planck-Instituten nicht äußern. Die Kaufoption auf das 12.000 Quadratmeter große Grundstück auf der Wanne sei vor anderthalb Jahren abgelaufen. Nach anderen Plänen für das Grundstück gefragt, sagte Palmer erneut: „Stadt und Land haben ein großes Interesse daran, dass Bosch sich in Tübingen engagiert.“ Wild-Raidt stellt aber klar: „Bosch plant keinen eigenen Bau.“

Prof. Michael Black, Direktor des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme und Cyber-Valley-Sprecher, hat Verständnis für den Rückzug von Bosch: „Die Pandemie hat einen langfristigen Wandel eingeleitet, wie und wo Menschen arbeiten. Im aktuellen Wirtschaftsklima bedeutet dies, dass jedes Unternehmen seinen Raumbedarf neu bewertet. Die Tatsache, dass Bosch den Raumbedarf zurückgeschraubt hat, ist vor diesem Hintergrund nicht überraschend.“ Bosch bleibe ein „wichtiger, langfristiger und sehr engagierter Cyber-Valley-Partner“. Das Unternehmen habe „enge Verbindungen und Kooperationen im gesamten Ökosystem“.

Die Entscheidung von Bosch sei eine Chance für Cyber-Valley-Start-ups, „die Raum für ihr Wachstum“ benötigen. „Die Zukunft unserer KI-Wirtschaft wird von neuen, bahnbrechenden Unternehmen kommen, die sich zu globalen Akteuren entwickeln“, zeigt Black sich zuversichtlich. Und. „Cyber Valley arbeitet hart daran, sicherzustellen, dass die Region Stuttgart-Tübingen der attraktivste Standort für neue KI-Start-ups ist.“

Auch Bosch setzt ganz auf KI. Wild-Raidt: „KI ist für Bosch eine Schlüsseltechnologie.“ Die vergangenen Jahre seien „hinsichtlich der Weiterentwicklung von KI in den Bosch-Geschäftsbereichen und an Standorten auf der ganzen Welt sehr erfolgreich.“ Die Bosch-Sprecherin ist sich sicher: „Mit KI-fähigen Erzeugnissen wird Bosch in den nächsten Jahren einen Milliarden-Umsatz erreichen.“

Was Bosch in Tübingen plante

Auf dem Grundstück im Horemer wollte Bosch für 100 Millionen Euro einen „AI-Campus“ bauen – mit einem öffentlich zugänglichen Atrium, Büros, Laboren, Co-Working-Räumen für externe Nutzer und einem Fitnessbereich. Außerdem sollten ein Boarding-House für Mitarbeiter gebaut werden, die nur für befristete Zeit in Tübingen arbeiten, sowie mehrere Wohnungen für weitere Mitarbeiter.

700 KI-Experten sollten in dem Campus arbeiten. Dazu wollte Bosch Mitarbeiter von anderen Standorten holen, aber auch neue Stellen schaffen. Bezogen werden sollte der Campus Ende 2022.

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Erstellt:
16.02.2023, 22:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 16.02.2023, 22:00 Uhr

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