DSGVO

Boom-Stimmung bei Beratern

Seit einem Jahr lebt Europa nach neuen Datenschutzregeln. Die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat für viele Diskussionen gesorgt – und noch immer sind viele Fragen ungeklärt. Dennoch: „Die große Aufregung hat sich gelegt“, konstatiert die Rechtsanwältin und Datenschutzexpertin Vera Jungkind.

25.05.2019

Von IGOR STEINLE (MIT DPA)

Vor dem Stichtag im Mai 2018 habe geradezu Endzeitstimmung geherrscht. „Viele Unternehmen und Organisationen haben gemerkt, dass sich die Welt weiter dreht.“ Bei vielen Unternehmen herrschte geradezu Panik, immerhin drohen seither erstmals hohe Bußgelder bei Verstößen.

Die meisten Befürchtungen haben sich zwar nicht bestätigt, doch Beschwerden gibt es zuhauf, die bei den Datenschutzbehörden eingehen. Waren es 2017 im Schnitt 400 Beschwerden und Anfragen pro Monat, stieg die Zahl zwischen Juni und Dezember 2018 mit rund 1370 auf über das Dreifache, wie aus dem Tätigkeitsbericht des Bundesdatenschutzbeauftragten Ulrich Kelber hervorgeht. Die Behörden arbeiten am Limit. Wenn die Bundesregierung sie nicht aufstockt, könnte ein EU-Vertragsverletzungsverfahren drohen.

Der Digitalverband Bitkom zieht eine eher „gemischte Bilanz“. Zwar sei das Bewusstsein für Datenschutz „auf allen Seiten höher“, sagte Präsident Achim Berg. Er kritisiert jedoch, dass große internationale Plattform-Anbieter von dem einheitlichen EU-Rechtsrahmen profitierten, der deutsche Mittelstand und kleine Unternehmen dagegen weiter mit der Umsetzung kämpften. „Das Problem liegt nach wie vor darin, dass die DSGVO nicht zwischen einem Kleingartenverein und einem Großkonzern unterscheidet.“

Die Unsicherheit der einen ist dabei das Geschäftsmodell der anderen. Für Beratungen, Anwälten und Start-ups bedeutet die DSGVO ein boomendes Geschäft. „Der Beratermarkt hat sich rasant entwickelt, da die Nachfrage schlagartig entstand und befriedigt werden wollte“, sagt Thomas Spaeing, Vorstandsvorsitzender beim Berufsverband der Datenschutzbeauftragen in Deutschland. Konkrete Zahlen gebe es keine. „Wir gehen aber davon aus, dass sich das Angebot etwa verdreifacht hat.“