Mackie Messer - Brechts Dreigroschenoper

Mackie Messer - Brechts Dreigroschenoper

Bertold Brecht will die Dreigroschenoper verfilmen, gerät jedoch mit dem Produzenten aneinander.

10.09.2018

Von Madeleine Wegner

Mackie Messer
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„Die Dreigroschenoper ist ein Versuch, der völligen Verblödung der Oper entgegenzuwirken“, sagt Bertolt Brecht. Wir sind in Berlin, 1928, kurz nach der Uraufführung. Brechts Stück wird ein überraschender Welterfolg – auch Dank der Musik von Kurt Weill. Und weil die Dreigroschenoper so erfolgreich ist, soll sie gewinnbringend ins Kino kommen. „Die Filmindustrie“, sagt Brecht jedoch verachtend, „ist zu doof und muss erst bankrott gehen.“ Dennoch lässt sich der rebellische Dramatiker auf eine Verfilmung seines Bühnenstücks ein. Es ist ein zum Scheitern verurteiltes Projekt.

In seinem Film „Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm“ spielt Joachim Lang mit diesen Ebenen, springt dabei hin und her: zwischen der Unterwelt Londons – also der Dreigroschenoper selbst, in der sich Ganove Macheath (Tobias Moretti) und Polly Peachum (Hannah Herzsprung), Tochter des Bettlerkönigs (Joachim Król), verlieben – und einem Berlin am Ende der Weimarer Republik, eine Zeit, in der die Nationalsozialisten mehr und mehr an Einfluss gewinnen.

Hier will der Rebell Brecht kompromisslos sein Werk auf die Leinwand bringen. Denn, so Brecht (Lars Eidinger), es gehe nicht darum, Gewohnheiten zu befriedigen, sondern sie zu ändern. Oder anders formuliert: „Der Publikumsgeschmack hemmt den Fortschritt.“ Joachim Lang ist Brecht-Spezialist, das merkt man seinem ersten Kinofilm deutlich an. Schon im Vorspann lässt er wissen, dass die Figur im Film ausschließlich das sagt, was Brecht tatsächlich selbst einmal geschrieben oder gesagt hat. Entsprechend unnatürlich wirken die Dialoge mit dem Schriftsteller. Der Film ist freilich gut besetzt. Noch zu nennen wäre da
Robert Stadlober, der als Kurt Weill kaum wiederzuerkennen ist. Doch sie alle – singend, tanzend, artikulierend – wirken wie im Spiel auf der Theaterbühne. Das mag für die Szenen der Dreigroschenoper passen, schadet jedoch einem über zweistündigen Kino-Film.

Hier hat sich ein Brecht-Spezialist ausgetobt. Leider bleibt dabei manch anderer Aspekt auf der Strecke.

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Erstellt:
10.09.2018, 16:03 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 10.09.2018, 16:03 Uhr

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