Anschlag auf BVB: Verteidiger wollen keine zehn Jahre Haft

Plädoyer: Rechtsanwalt von Sergej W. hält Verurteilung wegen Mordes für ausgeschlossen

Im Prozess um den Bombenanschlag auf die Mannschaft von Borussia Dortmund haben die Verteidiger eine Haftstrafe von deutlich unter zehn Jahren beantragt.

22.11.2018

Von dpa

Ein LKA-Beamter untersucht in der Nacht nach dem Anschlag den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund. Foto: Marcel Kusch/Archiv dpa

Ein LKA-Beamter untersucht in der Nacht nach dem Anschlag den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund. Foto: Marcel Kusch/Archiv dpa

Dortmund. In seinem Plädoyer vor dem Dortmunder Schwurgericht hielt Rechtsanwalt Carl Heydenreich am Donnerstag eine Verurteilung wegen versuchten Mordes für ausgeschlossen. Der Angeklagte Sergej W. habe sich nur der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion schuldig gemacht. Der in Russland geborene Deutsche hatte im Prozess zugegeben, neben dem voll besetzten Mannschaftsbus des BVB drei Bomben gezündet zu haben. Er bestreitet aber jeden Tötungsvorsatz.

Die Staatsanwaltschaft hatte bereits am Montag lebenslange Haft beantragt. Die Tat vom 11. April 2017 hatte im In- und Ausland für Entsetzen gesorgt. Im Inneren des Busses wurde der damals noch für noch für Borussia Dortmund aktive Innenverteidiger Marc Bartra schwer am Unterarm verletzt. Ein Motorradpolizist erlitt ein Knalltrauma.

Sergej W. hat bereits frühzeitig im Prozess zugegeben, die Bomben gebaut, versteckt und mit einem Fernzünder zur Detonation gebracht zu haben. Angeblich wollte er damit aber nur Angst und Schrecken verbreiten, um den Aktienkurs des börsennotierten Fußballvereins abstürzen zu lassen. Der 29-Jährige hatte zuvor mit geliehenem Geld zahlreiche Optionsscheine erworben, mit denen er auf einen fallenden Kurs wettete.

Der Angeklagte war am 21. April auf dem Weg zum Heizkraftwerk auf der Tübinger Morgenstelle, wo er als Elektriker arbeitete, als Beamte des Bundeskriminalamt ihn festnahmen. Zur selben Zeit stürmten Einsatzkräfte ein Haus im Rottenburger Wohngebiet Schelmen, wo Sergej W. ein Zimmer zur Untermiete bewohnt haben soll. Die elterliche Wohnung in Freudenstadt, wo er weiterhin gemeldet war, wurde durchsucht; ebenso das Elternhaus seiner Freundin im Haiterbacher Teilort Beihingen (Kreis Calw).