Bösel holt aus zum großen Schlag

Halle an der Saale. Als Kind kuschelte sich Dominic Bösel ganz eng an sein großes Idol Henry Maske, mittlerweile aber dürfte die Bettwäsche mit dem Konterfei des Gentleman-Boxers auf dem Dachboden verstaut oder in einem Altkleidersack verschwunden sein. Bösel ist erwachsen geworden, 30 Jahre seit Ende Oktober, und kämpft am Samstag (22.35 Uhr/MDR) um einen WM-Titel, der selbst seinem großen Vorbild verwehrt blieb. Und vielleicht drucken sie ja bald sogar Kissenbezüge im Bösel-Style, wenn der Fryburger dem deutschen Boxen wieder auf die Beine hilft und tatsächlich WBA-Interimschampion wird.

Maske hat vor Bösels Duell mit dem Schweden Sven Fornling in „seiner“ Gewichtsklasse „Halbschwer“ Vertrauen in den möglichen Nachfolger. „Dominic ist ein Mann, der sehr aufmerksam ist. Er schaut in den Ring, schaut seinen Gegner an mit wachen Augen. Und achtet darauf, dass er selbst nicht so oft getroffen wird“, sagte der Olympiasieger im Vorfeld des Kampfes in Halle an der Saale: „Er versucht, den Kampf mit technischen Mitteln zu gestalten und am Ende zum Sieg zu kommen.“

Das wäre natürlich gegen Fornling der ideale Ausgang des Kampfes, den der Verband WBA auf seiner Sitzung in der vergangenen Woche kurzerhand zum Interims-WM-Fight hochgestuft hatte. Dadurch entstand für den Zuschauer ein Durcheinander, denn die WBA führt in dem Russen Dimitri Biwol einen Superchampion sowie den regulären Weltmeister Jean Pascal aus Kanada. Letzterer kämpft am 28. Dezember ohne Verteidigung-Status und soll seinen Verpflichtungen nicht nachkommen. Zudem ist bei Biwol ebenfalls nicht gesagt, ob er im Halbschwer verbleibt.

Also ermittelt die WBA mit dem Bösel-Kampf einen Interims-Champ, um die „Thronfolge“ zu regeln. Ein Glücksfall für den Deutschen, der damit nicht nur den WM-Titel gewinnen könnte, den Maske bei seiner einzigen Niederlage 1996 gegen Virgil Hill verpasste. Er würde damit auch dem deutschen Boxen neues Leben einhauchen, das in der öffentlichen Wahrnehmung am Boden liegt.