Ofterdingen

Bleierne Zeit

Wer hat schon Bücher aus dem Programm des umstrittenen Rottenburger Kopp-Verlags gelesen und wer nicht? Die Diskussion dauert an – hier folgt eine Antwort auf den Leserbrief von Thomas Waiblinger vom 26. April.

27.04.2018

Von Bernhard Meyer, Ofterdingen

Eigentlich wollte ich nichts mehr zu Kopp sagen. Jetzt aber nennt Herr Waiblinger als Beispiel für die Verworfenheit des Verlags ausgerechnet Ulfkotte und Wisnewski! Das sind die einzigen Autoren von Kopp in meinem Regal. Und ich habe beide mit Gewinn gelesen. Ulfkottes Stil lag mir nicht, er gab mir aber wertvolle Einblicke in mir sonst unbekannte Orte und Verhältnisse. Das gilt auch für Wisnewski. Da stand nichts, was nicht auch von SPD- oder CDU-Mitgliedern gedacht werden könnte.

Und die seien Ausweis für ein „rechtsradikales“ Verlagsprogramm, das zu bekämpfen sei? Will man demnächst die CDU verbieten?

Ob ich vielleicht selber rechtsradikal bin? Das letzte Buch von Sahra Wagenknecht fand ich super und ich wünsche mir sie als Kanzlerin! Aber nach ihrer Kritik an Merkels „Wir schaffen das!“ haben bestimmte Kreise sogar sie in die rechte Schmuddelecke gestellt. Bei denen gilt auch Kritik an der Politik Israels als „antisemitisch“; zum Beispiel Kritik an den hinterhältigen Morden an unbewaffneten Palästinensern am Karfreitag. Wer die Behandlung der Palästinenser unerträglich findet und sich versammeln möchte um zu informieren, hat es zunehmend schwer einen Raum zu mieten und eine Veranstaltung ungestört durchzuführen. Auch anderen geht es in diesem unseren freiheitlich demokratischen Land immer öfter so. Wem die geistigen Kammerjäger ein Etikett der Verworfenheit verpassen, gilt als unberührbar.

Es ist eine bleierne Zeit geworden für die Gedankenfreiheit. Wehrt euch!