Turnier an der Spielkonsole

Bleibt zuhause, guckt oder zockt Fifa!

Tobias Zug über außergewöhnliche Sportzeiten

30.03.2020

Von Tobias Zug

O tempora, o mores! Müssen Sportlehrer, Trainer oder auch wir Sportredakteure tatsächlich an die Menschen appellieren, draußen keine Versammlungen abzuhalten und keinen Mannschaftssport zu betreiben, stattdessen zuhause zu bleiben. So weit ist es schon gekommen. Um das so wichtige Zuhausebleiben noch etwas kurzweiliger zu gestalten, wird die TAGBLATT-Sportredaktion ein Fußball-Turnier an der Spielkonsole organisieren: Im beliebten Fußballsimulationsspiel „Fifa20“ wird ab Samstag ein mehrwöchiges Turnier gespielt wie eine Fußball-Weltmeisterschaft. Und jedes Spiel, vom ersten Gruppenspiel bis zum Endspiel, wird im Internet auf www.tagblatt.de live übertragen. Dabei haben sich 32 Teams aus der gesamten Region angemeldet, Zocker, die für ihren jeweiligen Sportverein an die Konsole gehen.

Einen ersten Feldversuch gab es bereits am Mittwoch: Da spielte der Tübinger Zweitliga-Basketballer Nemanja Nadjfeji von den Tigers gegen Miguel Almeida, Verbandsliga-Fußballer der TSG Tübingen. Bis zu 150 Personen verfolgten die Partie auf ihren Bildschirmen, Smartphones oder wo auch immer.

Es ist halt eine außergewöhnliche Zeit. Wobei: War sie dies nicht auch in den vergangenen Vor-Corona-Jahren? Michael Frick, seit über 15 Jahren Fußballtrainer der TSG Tübingen, erzählte im TAGBLATT-Interview in der Freitagsausgabe, wie sich zwei seiner Kicker bei ihren Weltreisen in Kuala Lumpur trafen. „Wir hätten uns damals vielleicht in Wankheim getroffen“, sagte Frick.

Vielleicht ist das Virus ja jetzt die Rache der Natur: Weil wir Menschen mit unseren Dauerflügen um die Welt die Luft verpesten, sei es zum Urlaub nach Thailand, zum Auslandssemester nach Ozeanien, zum Praktikum nach Kanada, zum Schulausflug nach Griechenland, zum Findungsjahr auf die Seychellen. Weil wir die Meere verschmutzen, Wälder verbrennen, Lebewesen quälen.

Als gläubigen Christen war es für mich befremdlich, ja erschreckend anzusehen, wie Papst Franziskus am Freitag in strömenden Regen, sichtlich geschwächt, auf dem menschenleeren Petersplatz in Rom seinen Segen erteilte. Einsam stieg er die Stufen zur Basilika empor, gebeugt, um die Schmerzen der Welt zu Füßen des Kreuzes zu legen: „Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen?“ Unweigerlich musste einem da das berühmte dritte Geheimnis von Fatima in den Sinn kommen: „Bevor er dort ankam, ging der Heilige Vater durch eine große Stadt, die halb zerstört war und halb zitternd mit wankendem Schritt, von Schmerz und Sorge gedrückt, betete er für die Seelen der Leichen, denen er auf seinem Weg begegnete.
Am Berg angekommen, kniete er zu Füßen des großen Kreuzes
nieder.“

Aber zurück zu hier: Möge der Beste das TAGBLATT-“Fifa20“-Turnier gewinnen. Und möge diese Art von Sportveranstaltung keine große Zukunft haben.