Skiflug-WM

Bleib ruhig, bleib angriffslustig

Richard Freitags Bronze ist kein Zufallsprodukt, sondern auch Verdienst von Heimtrainer Roar Ljökelsöy.

22.01.2018

Von MANUELA HARANT

Mit Ruhe zum Erfolg: Richard Freitag. Foto: Eibner

Mit Ruhe zum Erfolg: Richard Freitag. Foto: Eibner

Oberstdorf. Als Richard Freitag bei der Siegerehrung neben dem neuen Skiflug-Weltmeister Daniel Andre Tande und Kamil Stoch die Bronzemedaille in die Höhe reckte, stand ein stiller Genießer ganz nah dabei: Roar Ljökelsöy würde zwar nie behaupten, dass er den 26-Jährigen zu seiner ersten Einzelmedaille bei einem Großereignis geführt hat. Doch der bescheidene Norweger hat mit Sicherheit nicht unerheblichen Anteil daran.

Nicht nur, dass der vierfache Skiflug-Weltmeister seit Frühjahr 2016 als Co-Trainer von Chefcoach Werner Schuster die Flugeigenschaften der DSV-Adler optimiert hat, der Skandinavier hat mit Richard Freitag seit dessen Umzug nach Oberstdorf intensiv zusammengearbeitet und ihm dabei auch eine neue Herangehensweise verliehen. „Bleib entspannt, bleib angriffslustig“, lautet das Credo des gut Englisch sprechenden Ljökelsöy, mit dem er Freitag binnen zwei Wochen nach seinem Sturz bei der Vierschanzentournee in Innsbruck in Medaillenform gebracht hat.

Mit einer ungewöhnlichen Methode: Weil Training auf Skiflugschanzen ohnehin nicht möglich ist, verzichtete Richard Freitag bewusst darauf, vorher Sprünge auf kleineren Anlagen zu machen, sondern es gleich im Wettkampf mit der Heini-Klopfer-Skiflugschanze aufzunehmen. „Da waren schon Restzweifel beim ersten Flug dabei“, gestand der Wahl-Oberstdorfer im Nachhinein. Doch er vertraute der Schanze, er vertraute sich selbst – und seinem Trainerteam.

Darin fungiert Ljökelsöy als ausgleichender Pol an seiner Seite. „Es hat jeder seine Eigenschaften, die er einbringt. Bei ihm ist es die Ruhe“, sagt Freitag, der unter dem neuen Flugtrainer deutlich stabiler geworden ist.

Norwegischer Stil

Roar Ljökelsöy, der bei den Skiflug-Weltmeisterschaften 2004 und 2006 jeweils Gold im Einzel und mit der Mannschaft gewonnen hatte, „ist der Mann der wenigen Worte“, so erklärt Bundestrainer Werner Schuster: „Aber was er sagt, hat Hand und Fuß, speziell was das Flugtechnische anbelangt.“

So ist Freitags Luftfahrt aggressiver und zugleich ruhiger geworden. Und das macht in der hochsensiblen Disziplin Skifliegen den Unterschied zwischen der bisherigen Mittelfeld- und jetzigen Top-Platzierung aus. Letztlich bildet es einen Grundstein dafür, dass Richard Freitag – in den vergangenen Jahren nicht gerade als Skiflug-Spezialist bekannt – nun auch in diesem Wettbewerb mit den Besten mithalten kann.

Ljökelsöy hat ihm den „Norwegian Style“ eingeimpft: „Uns prägt diese Einstellung, wir wollen schon sehr jung fliegen, für uns geht es schon sehr früh sehr weit“, berichtet der 40-Jährige aus seinem Heimatland. „Von dieser Kultur sind wir noch ein ganzes Stück weg“, weiß auch Bundestrainer Werner Schuster. Das belegt auch der etwas enttäuschende Platz vier gestern im Teamwettbewerb hinter Polen, Slowenien – und eben Norwegen. Aber Ljökelsöy hat ja gerade erst angefangen. Manuela Harant

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Erstellt:
22.01.2018, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 19sec
zuletzt aktualisiert: 22.01.2018, 06:00 Uhr

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