Suspendierter Fifa-Boss ohne Einsicht - US-Justiz lässt nicht locker

Blatter will zurück ins Amt

Die hartnäckigen Korruptionsermittlungen der US-Justiz werden vom suspendierten Fifa-Boss Sepp Blatter gekontert mit der gestrigen Ankündigung, nochmal ins Amt zurückkehren zu wollen.

05.12.2015

Von DPA

Kein Witz: Sepp Blatter möchte zurück ins Präsidentenamt. Foto: dpa

Kein Witz: Sepp Blatter möchte zurück ins Präsidentenamt. Foto: dpa

Zürich/Washington. Trotz der deutlichen Warnung aus den USA und der neuen Anklagewelle gegen Fußball-Funktionäre sieht die Fifa ihre als revolutionär deklarierten Reformpläne nicht beschädigt. Im Gegenteil. Am Tag nach der Festnahme von zwei weiteren Vizepräsidenten kurz vor dem Votum des Exekutivkomitees für ein umfangreiches Erneuerungskonzept lautete die Botschaft aus dem Hauptquartier des Weltverbandes: Die Reformen sind die richtige Antwort. Die Fifa-Vizepräsidenten Juan Ángel Napout und Alfredo Hawit wurden einen Tag nach ihrer Festnahme für 90 Tage suspendiert.

Das Echo auf die Schweizer Festnahmen, US-Ermittlungen und Reformentscheidungen war aber deutlich: "Die Fifa zeigt zum x-ten Male, wie sie vom Wandel spricht, ohne überhaupt zu wissen, was das heißt. Die Exekutive, oder was davon übrig bleibt, debattiert einen ganzen Tag über Transparenz, Altersgrenzen und neue Regeln, aber dann findet sie sich mit der Realität konfrontiert", schrieb die italienische Zeitung "La Stampa".

Passend dazu kündigte der derzeit suspendierte Fifa-Chef Joseph Blatter gestern seine Rückkehr ins Amt an. "Es wäre mein Wunsch, beim außerordentlichen Kongress am 26. Februar . . . dabei zu sein. Und zwar in einer Führungsposition", sagte Blatter. Der 79-Jährige versicherte: "Ich bin ein suspendierter Präsident, aber nicht ein isolierter Präsident."

In England wurden erste Stimmen laut, die Fifa solle die Verbände aus Süd- und Mittelamerika suspendieren, ähnlich dem Leichtathletik-Schicksal Russlands wegen der Dopingvorwürfe. Möglich wäre er durch ein Votum mit Dreiviertel-Mehrheit im Fifa-Kongress.

Die größere Gefahr für die Fifa liegt weiter in Amerika. US-Generalstaatsanwältin und Justizministerin Loretta Lynch machte mit ihren Aussagen in Washington deutlich, dass die Ermittlungen ihrer Behörde in der wohl größten Untersuchung gegen Korruption im Fußball weitergehen. Beunruhigend für die Fifa war die neue Namensliste der von Lynch angeklagten Funktionäre. Neben fünf ehemaligen und früheren Mitgliedern des Exekutivkomitees sind unter den 16 der massiven Korruption beschuldigten Männern auch mehrere aktuelle Mitglieder der ständigen Komitees - darunter ausgerechnet aus Abteilungen für Fair Play und soziale Verantwortung, der Disziplinarkommission und sogar aus dem Komitee für gute Unternehmensführung.