Meinung

Kommentar zum Tennis: Blanker Hohn

Umarmungen, eine oberkörperfreie Party, Matches vor Tausenden Fans: Das war die Adria-Tour, präsentiert von der Nummer eins im Tennis, Novak Djokovic.

24.06.2020

Von DOROTHEE TOREBKO

Er lud Profis zu diesem Spektakel ein – darunter Deutschlands Spitzenspieler Alexander Zverev. Es kam, wie es kommen musste: Vier Profis wurden positiv auf Corona getestet. Darunter auch der Organisator. Kleinlaut postete Djokovic: Das Virus sei eine neue Realität, mit der man lernen müsse umzugehen. Die Worte sind blanker Hohn angesichts der weltweiten Bemühungen.

Die Spieler brachten sich, ihre Mitarbeiter und Tausende Zuschauer in Gefahr. Schlimmer noch: Sie machten die Arbeit von politischen und sportpolitischen Verantwortungsträgern lächerlich. Sie diskreditierten das Tennis, das durch die Möglichkeit, die Abstandsregeln einzuhalten, ein idealer Sport in Pandemiezeiten ist.

Djokovic verteidigte sich damit, dass er doch eine gute Absicht gehabt habe. Das durch die Tour eingenommene Geld sollte Sportlern zugutekommen, die wegen Corona keine Einnahmen haben. Um dieses Ziel durchzusetzen, hätte es aber andere Möglichkeiten gegeben. Kostenpflichtiges Streaming der Matches im Internet beispielsweise. Vor allem hätte es aber keiner Handshakes, Umarmungen und eines vollen Stadions bedurft.

Besser als Djokovic macht es der Deutsche Tennis Bund. Der Verband erarbeitete ein Konzept, bei dem deutsche Profis gegeneinander antreten und damit Spielpraxis bekommen. Zuschauer gibt es größtenteils nicht, Linienrichter und Ballkinder auch nicht. Das alles ist nicht so sexy wie die Adria-Tour. Doch es bietet Tennisfans die Chance, per Onlinestream die turnierfreie Zeit zu überbrücken. Schade nur, dass Spitzenspieler wie Zverev lieber in Serbien aufschlagen, statt das heimische Publikum zu erfreuen.

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Erstellt:
24.06.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 44sec
zuletzt aktualisiert: 24.06.2020, 06:00 Uhr

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