Ein Schrauber mit Phantasie

Björn Voigt erschafft Nonsens-Apparaturen

Der Tübinger Künstler Björn Voigt begeisterte im Sudhaus mit seinen wunderbaren Nonsens-Apparaturen.

04.06.2018

Von Dorothee Hermann

Auf Wunsch fütterte Björn Voigt auch eigenhändig seinen Luftballon-Vernichter.Bild: Faden

Auf Wunsch fütterte Björn Voigt auch eigenhändig seinen Luftballon-Vernichter.Bild: Faden

Er ist einer jener raren Künstler, dessen Arbeiten sofort ein Lächeln auf das Gesicht des Betrachters zaubern. Sei es der lachende rote Schuh („Wohin des Wegs Fräulein Fifi“) oder das eigentümliche Gefährt „Stossmeckziehdich“ mit dem Vögelchen: Ein paar Minuten mit den skurrilen Objekten von Björn Voigt, und man vergisst alles Beschwerliche und schwebt vergnügt durch den restlichen Abend.

Am Wochenende lud der erfinderische Autodidakt zu einer leider nur dreitägigen Spezialschau in der Galerie Peripherie im Tübinger Sudhaus. Er sei nun 59 und müsse sich um die Gesamtpräsentation seines Werks kümmern, so Voigt.

Verkaufen will er eigentlich nichts, aber vermieten würde er die eine oder andere seiner Wundermaschinen. Sie alle gehören zum Bestand der schon 1984 von Voigt gegründeten Universität Dadala, einer entfernten Tübinger Verwandten des Dadaismus. Diese phantastische Bildungseinrichtung versorgt den Künstler mit allen Titeln, die er braucht, sagt er. Vielleicht noch wichtiger: Die Konstruktionen aus Schrott und anderen ausrangierten Teilen, die er in ihrem Rahmen fertigt, machen so abstrakte oder dubiose Stoffe wie „Geometrie, Hexerei und Physik erlebbar und intuitiv verständlich“. Am liebsten hat er sie alle in seinem Weilheimer Wohnatelier um sich. Manches wirkt so fragil, dass nicht jeder sich gleich traute, den Schalter zu betätigen, um den Mechanismus in Gang zu setzen.

Wer Voigt vor allem als Stammgast des Tübinger Stehcafés Hanseatica kennt, weiß nun, was für einen wunderbaren Beruf er hat. Dazu gehört auch ein eigener Zirkus, mit dem der Künstler vormals auch auf Tübingens Straßen aufgetreten ist. Voigt-Kennerinnen unter den Vernissagenbesuchern am Freitag erinnerten sich noch genau an den unglaublichen Überraschungsauftritt von Ente Esmeralda: „Es ist wie eine Kettenreaktion.“

Nicht alles ist heiter in der Welt des Künstlers: Am Musikapparat „Herr Treppenzaggelius“ erzeugen zwei schwer lädierte kleine Puppen (großes Loch im Kopf, auf Kniehöhe abgerissene Beinchen) die Klänge an Sägeblatt und Tamburin. Doch der „Zauber der Mechanik“ (Voigt) ist stets ganz nah, wenn man seinen wunderlichen Maschinen bei ihrem Werk zusieht.