Musical
Bis(s) zum Liebestod
Traumwetter zur Premiere, bis zu 800 Zuschauer und eine Top-Besetzung: Frank Wildhorns „Dracula“ auf der Ulmer Wilhelmsburg.
Man kommt sich wieder nahe: Platzbelegung im Schachbrettmuster, weniger als 1,5 Meter Abstand, so ermöglicht das Modellprojekt des Landes Baden-Württemerg bis zu 800 Zuschauerinnen und Zuschauern pro Abend den Vorstellungsbesuch. Und der ist ein lange vermisstes Live-Erlebnis – wie die Premiere am Freitagabend zeigte.
„Dracula“ also, mit großzügiger Unterstützung des Unternehmers und Wildhorn-Freunds Walter Feucht und deshalb top besetzt, ein Aufgebot, das deutschlandweit nicht besser zu finden ist. Allen voran Thomas Borchert in der Titelpartie: der Herrscher, die transsylvanische Autorität des Bösen, kühl, nicht von dieser Welt und ebenso der berauscht-emotionale Verführer, der dann doch eine Seele hat.
Sehnsucht nach Erlösung
Dracula sucht nicht nur Opfer, sondern verliebt sich in Mina, die den Anwalt Jonathan (feiner Auftritt: Philip Schwarz) heiratet. Der ist ihr aber zu brav. Dracula ist eine andere Nummer: „Nur um dich zu lieben, bin ich geboren“, gesteht sie ihm. Der demonstriert seine Macht an Lucy, einer Freundin Minas, die er zur Untoten schändet. Aber eigentlich ist Dracula auch nur ein armer Kerl, ein Verfluchter, der wie Richard Wagners Holländer von einer ihn bedingungslos liebenden Frau erlöst werden muss: „Weißt du, wie mein Lebens ist/ unendlich und vergebens/ blutbefleckt, brutal und leer,/ gefangen in der Zeit.“
Dazu Theaternebel und starke Lichteffekte, gerne auch blutrote. Für Action sorgt der drogensüchtig trauernde Vampirjäger Professor van Helsing (dämonisch erhaben: Patrick Stanke), auch wenn er Lucy diskret hinter der Kulisse pfählt. John Davies dreht in seinen Soli als Irrenhausinsasse Renfield und Draculas Medium toll auf. Drei Vampirbräute sorgen für den Showteil. Und wenn Lucy anfangs einen Mann sucht, kommt diese Szene in walzernder Operettenlustigkeit daher: Navina Heyne verwandelt sich mit Powerstimme von der Salon-Zicke zur Tollwütigen.
Corona-Regeln und Shuttle-Busse
Bis zum 23. Juli spielt das Theater Ulm 29 Vorstellungen von „Dracula“. Voraussetzung für einen Besuch ist eine Impfbescheinigung, der Nachweis einer Genesung oder ein aktueller negativer Corona-Test. Testmöglichkeiten (geringe Kapazität) gibt es auch an der Wilhelmsburg und am Parkplatz der Firma Müller in Jungingen (Buchbrunnenweg). Zudem gilt die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung, auch während der Vorstellung. An der Wilhelmsburg gibt es keine Parkplätze, weshalb von der Firma Müller aus wieder ab zwei Stunden vor Vorstellungsbeginn Shuttle-Busse fahren. Die Gastronomie ist jeweils von 18.30 Uhr an und in der Pause geöffnet. Karten, Infos: www.theater-ulm.de