Tübingen

Bin entsetzt

Der Verein „Aktion Not Wenden“ berichtete über seine Aktivitäten in Äthiopien.

15.01.2022

Von Charla Post, Tübingen

Mein Mann ist Tigray aus Äthiopien. Der Konflikt im Norden Äthiopiens trifft uns also persönlich. Ich bin entsetzt über ihren Schlusssatz, der die Hoffnung ausdrückt, dass die Regierungstruppen bald siegen. Man muss wissen, dass das erklärte Ziel der Regierung ist, die Tigray zu vernichten. Seit über einem Jahr ist die Region abgeriegelt, ohne Strom, Internet und Zugang zu ihren Bankkonten oder Gehalt. Es gibt keine Medikamente mehr, und die Nahrung geht zu Ende. Die Menschen sterben wie die Fliegen. Mit jedem Tag, den es der Regierung gelingt, die „Tigray zurückzudrängen“, wird die Not größer.

Was ich der Internationalen Gemeinschaft und auch Hilfsorganisationen wie Ihrer vorwerfe, ist, dass sie die Kriegspropaganda der Regierung weiterverbreiten und so Teil des Völkermords an den Tigray werden. Die Weltgemeinschaft freut sich, dass die Regierungstruppen siegen, während die Regierung weiter die Bevölkerung Tigrays mit Drohnen bombardiert. Im ganzen Land gibt es Lager, in denen Tigray gefangengehalten werden. Keine einzige Hilfsorganisation weltweit versucht irgendetwas zu tun, um diesen Menschen zu helfen. Das Signal an das Volk der Tigray ist: Haltet still und sterbt!