Kino

Biberach behält den Film im Kino

Anfang November gehen die 43. Biberacher Filmfestspiele los. Die neue Intendantin setzt erste Akzente.

27.10.2021

Von Uli Landthaler

Kai Wessels Film über Sänger Roger Cicero (gestorben 2016) läuft in Biberach. Bild: Christian Charisius/dpa

Kai Wessels Film über Sänger Roger Cicero (gestorben 2016) läuft in Biberach. Bild: Christian Charisius/dpa

Biberach. Nach nur einer Spielzeit hatte sich Helga Reichert im Januar als Intendantin der Biberacher Filmfestspiele zurückgezogen: Sie wurde sich mit dem technik-affinen Vorstand des Filmfest-Vereins nicht einig, ob Filme auch online gestreamt werden sollen. Nun scheint der Streit ums Streaming wie ein Sturm im Wasserglas: Nur sechs Beiträge werden online gestellt, sie ergänzen das Programm und werden erst kurz vorher bekannt gegeben.

Diese Zurückhaltung liegt am technischen Aufwand, erläutert die neue Intendantin Nathalie Arnegger: Streaming ist teuer und kompliziert, ohne weitere Sponsoren sei das nicht zu machen. Und so begnüge man sich zunächst mit einem Testlauf. Ein Streaming-Ticket kostet in Biberach etwas weniger als eine Kinokarte, die Filmemacher bekommen davon ein Drittel. Die Zuschauer können online ihre Meinung zum Film bekunden. Streaming sei eine wichtige Option für die Zukunft, „die Filmemacher wollen das“, sagt Arnegger, weil sie möchten, dass ihre Filme gesehen werden.

Arnegger und Kuratorin Anke Rauthmann haben ein ambitioniertes Programm vorgelegt. Man wolle auf der Leinwand „Geschichten erzählen“, auch der „weibliche Blick“ war wichtig bei der Auswahl der 60 Festival-Filme. Es geht um Gerechtigkeit, um Beziehungen und Zusammenhalt, um kulturelle Unterschiede und Menschen, die sich behaupten müssen. Arnegger und Rauthmann wollen Filme mit Haltung und Botschaft zeigen, die man nur bei einer solchen Gelegenheit zu sehen bekommt.

Der Eröffnungsfilm „Ègalité“ von Kida Khodr Ramadan handelt von einem Vater, der Ärzten die Schuld daran gibt, dass seine Tochter erblindet ist. Neun Dokumentarfilme hat das neue Leitungsduo ins Programm genommen, Kai Wessels Kino-Musikfilm über den verstorbenen Sänger Roger Cicero hat in Biberach seine Weltpremiere. Corona-bedingt dürfen die Säle nur zur Hälfte gefüllt werden. Ulrich Landthaler

Info: Die Biberacher Filmfestspiele laufen vom 2. bis 7. November. Mehr unter http://www.filmfest-biberach.de.