Ski alpin

Felix Neureuther: Bewegender Abschied

Felix Neureuther fährt nach dem angekündigten Karriereende in seinem letzten Weltcup-Rennen auf Platz sieben – und wird im Ziel von Kollegen und Fans gefeiert.

18.03.2019

Von sid

Emotionale Zieleinfahrt: Die Entscheidung aufzuhören, mache ihn happy, sagte Felix Neureuther   Foto: Alessandro Trovati/AP/dpa

Emotionale Zieleinfahrt: Die Entscheidung aufzuhören, mache ihn happy, sagte Felix Neureuther Foto: Alessandro Trovati/AP/dpa

Die letzte Fahrt seiner Karriere war die beste der Saison, zum Podest fehlten auf Rang sieben nur 0,27 Sekunden – doch das spielte nun wirklich keine Rolle mehr: Als Felix Neureuther am Sonntagnachmittag im Zielraum von Soldeu im Kleinstaat Andorra abschwang, da stürmte Viktoria Rebensburg mit einer großen Flasche in der Hand und Neureuthers Kollegen im Schlepptau auf ihn zu und verpasste ihm eine Sektdusche. Vom Rest nahm er einen tiefen Schluck.

„Es wird einem jetzt so richtig klar, dass die Karriere aufgehört hat und ein neues Kapital beginnt“, sagte Neureuther (34) sichtlich bewegt. Der Skirennsport war sein Leben – doch nun kann und will er nicht mehr. „Mein Herz und vor allem mein Körper haben mir in den letzten Monaten deutlich zu verstehen gegeben, dass es an der Zeit ist, dieses für mich so wunderschöne Kapitel Skirennsport zu beenden“, schrieb er am Samstag zu einem Video seiner schönsten Szenen aus fast 16 Jahren Ski-Weltcup in den Sozialen Medien.

Die Entscheidung, sagte Neureuther, mache ihn „total happy“. Sie sei nicht spontan gefallen, versicherte er, „das war ein Prozess, der schon etwas länger gedauert hat“. Und doch gab es am Sonntag vergangener Woche den einen Moment, in dem er wusste: Das war es! In Kranjska Gora, wo er am 4. Januar 2003 erstmals im Weltcup gestartet war, schmerzte ihn plötzlich das Knie. Und nicht nur das. „Total müde und kaputt“ sei er am Abend nach Hause gekommen – „Und da wusste ich: Jetzt ist es an der Zeit, dass ich mal mein Leben in den Griff bekomme.“ Er werde nicht in ein Loch fallen, versicherte er. „Ich habe schon seit sehr, sehr langer Zeit einen Plan, wie es weitergeht“. Gut möglich, dass er als Experte im Fernsehen auftaucht.

Neureuther ist mit seinen 13 Slalom-Siegen der erfolgreichste deutsche Alpine im Weltcup. 2005 holte er Mannschafts-Gold bei der WM. In seiner Paradedisziplin gewann Neureuther bei Weltmeisterschaften Silber (2013) und zweimal Bronze (2015/2017), dazu kommt eine weitere Bronzemedaille mit der Mannschaft (2013). Den Traum von einer Medaille bei Olympia etwa konnte er sich nicht erfüllen.

Die Entscheidung zum Rücktritt nach Jahren des harten Kampfes, der Comebacks nach Verletzungen, sei wie eine „Befreiung, eine große Erlösung“ für ihn gewesen, gestand Neureuther. Auf was er sich nun am meisten freut? „Auf die Zeit, die ich jetzt habe für meine Familie - und eben darauf, mein Leben auf die Reihe zu bekommen.“