Antisemitismus
Bestürzung nach Anschlag in Ulm
Nach der Attacke auf die Ulmer Synagoge zeigt sich große Solidarität. Zu zwei Mahnwachen kommen knapp 500 Menschen.
Trebnik war am Samstag die Anspannung deutlich anzumerken. Gegen 8 Uhr am Morgen hatte ein Unbekannter eine brennbare Flüssigkeit an der Fassade des jüdischen Gotteshauses ausgeschüttet und angezündet. Ein Passant hatte den Vorfall beobachtet und deshalb Polizei und Feuerwehr verständigt, die den Brand schnell löschen konnte. Der Sachschaden ist zwar gering, die Bedrohung für die jüdische Gemeinde, die sich nur wenig später zum Gottesdienst traf, aber ungleich größer.
Die Suche nach dem Täter blieb bislang erfolglos. Zwar hatte der Zeuge eine gute Personenbeschreibung abgegeben, trotz einer sofort eingeleiteten Fahndung konnte der Mann aber nicht gefunden werden. Nach Darstellung der Polizei war der Unbekannte zu Fuß in Richtung Fischergasse geflohen. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen. Brandsachverständige des Landeskriminalamtes (LKA) waren außerdem vor Ort, um die Art der Flüssigkeit zu untersuchen, mit der der Brand gelegt worden war.
Czisch sprach von einem Einzeltäter, der sich vermutlich wegen der politischen Lage im Nahen Osten einerseits und dem zunehmenden Hass in der Gesellschaft auf alles Andere und Fremde andererseits habe aufstacheln lassen: „Dem immer wieder aufflammenden Antisemitismus müssen wir mit Nachdruck und Entschiedenheit entgegen treten.“
Bereits am Samstagabend trafen sich 250 Menschen zur Mahnwache vor der Synagoge, zu der auch der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, aufgerufen hatte. Er rief die Menschen zur Wachsamkeit auf, weil allgemein zu beobachten sei, dass derlei Anschläge wieder zunähmen. Blume: „Antisemitismus ist kein Randphänomen.“
Dekan Ernst-Wilhelm Gohl sagte, dass es in Ulm seit vielen hundert Jahren jüdisches Leben gebe und erinnerte an Albert Einstein, als einen der bekanntesten Juden der Geschichte Ulms. In Presseerklärungen haben Vertreter der Grünen und der SPD den Anschlag verurteilt und ihre Solidarität kundgetan.