Rottenburg · Stadtbild

Besser wird es nicht werden

Viele Rottenburger wollen das Kreissparkassengebäude am Marktplatz vor dem Abriss bewahren.

14.05.2019

Von Ursula Kuttler-Merz

Das Kreissparkassengebäude am Marktplatz wurde 1954 fertiggestellt. Unter Denkmalschutz steht es nicht. Archivbild: Schweizer

Das Kreissparkassengebäude am Marktplatz wurde 1954 fertiggestellt. Unter Denkmalschutz steht es nicht. Archivbild: Schweizer

Im Spätherbst soll die neue Regionaldirektion Rottenburg der Kreissparkasse (KSK) beim Bahnhof bezugsfertig sein. Das Eckhaus am Marktplatz mit dem markanten kleinen Uhr-Giebel wird nach dem Umzug der KSK leerstehen.

Noch ist die KSK nicht fertig mit ihren Planungen, doch der Abriss des 1954 fertiggestellten und danach mehrfach aus- und umgebauten Gebäudes ist wahrscheinlich. Es sei, sagt Baubürgermeister Thomas Weigel, aus bautechnischen Gründen für eine sinnvolle Nachnutzung durch den Einzelhandel nicht geeignet. Die Sparkasse sucht derzeit nach Interessenten, die sich in einen Neubau ähnlicher Größe an der selben Stelle einmieten wollen.

Bei vielen Rottenburgern stößt die Vorstellung eines Neubaus am Marktplatz auf Ablehnung. Alt-Oberbürgermeister Winfried Löffler und seine Frau Gabriele sind dagegen: „Man erhält jahrhundertealte Gebäude, deshalb ist es unverständlich, warum man dieses Haus nicht erhalten kann.“ Beide befürchten, „dass sie wieder so einen Klotz hinsetzen wie die Bücherei“.

Der langjährige Präsident des baden-württembergischen Landesdenkmalamts, Professor Dieter Planck, in Rottenburg geboren und aufgewachsen, sagt: „Der Abbruch des Entress’schen Hauses (der Vorgängerbau des KSK-Gebäudes am Marktplatz) wurde damals in unserer Familie mit großem Bedauern verfolgt. Die KSK halte ich für städtebaulich gelungen; sie sollte nicht abgebrochen werden.“

Otto Kaltenmark aus der Karmelitergasse erinnert sich: „Ich war 1952 empört über den Abriss, auch wegen der schönen Barockmalereien.“ Der Autor des Rottenburg-Buchs „Und ein Krieg dazwischen“ meint: „Rottenburg lebt von seiner Geschichte und seinem Flair.“ Mit dem Abriss werde ein Stück Ästhetik geopfert.

Architekt Hans Schilling, Sohn von Architekt Martin Schilling und Enkel des Rottenburger Stadtbaumeisters Johannes Schilling, plädiert „unbedingt“ für den Erhalt des jetzigen Baus: „Es ist nicht zu erwarten, dass was Besseres nachkommt!“ Für den Rottenburger Professor Hartmann Reim, langjähriger Referatsleiter des Tübinger Denkmalamts, wäre der Abriss „eine zum Himmel schreiende Kulturschande“.

„Unmöglich!“ meint bezüglich drohendem Abriss auch Angela Baur, in den 1950er Jahren Sekretärin des Bürgermeisters. Die ehemalige Entress-Nachbarin Doris Klinkert, deren Elternhaus in den KSK-Bau einbezogen wurde, sagt: „Mir stehen die Haare zu Berge!“ Und ihre Tochter ergänzt: „Der Verlust dieses Gebäudes wäre dramatisch für die historische Altstadt!“

Unter den rund 30 vom TAGBLATT Befragten konnte sich niemand ein Ersatzgebäude vorstellen.