IHK-Umfrage

Bessere Aussichten für die regionale Wirtschaft zum Jahresstart

Vor allem bei den Perspektiven für die nächsten zwölf Monate hellt sich die Stimmung auf.

08.02.2023

Von ST

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Reutlingen. Bild: Jonas Bleeser

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Reutlingen. Bild: Jonas Bleeser

Die Unternehmen in der Region gehen mit mehr Optimismus ins neue Jahr. Das ergab eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Reutlingen vom 2. bis 23. Januar. An der Befragung, die drei Mal pro Jahr gemacht wird, haben sich 388 Unternehmen der Region beteiligt.

Ihre aktuelle Lage bezeichnen 43 Prozent der Firmen als „gut“ (im Herbst noch 38 Prozent), 48 Prozent nennen sie „befriedigend“ (53). Bei den Aussichten für die kommenden zwölf Monate hellt sich die Stimmung auf: 25 Prozent erwarten bessere Geschäfte, 27 schlechtere. Zum Vergleich: Im Herbst 2022 sahen nur 13 Prozent bessere und 43 schlechtere Geschäfte kommen.

„Die Betriebe sind in Summe wieder zuversichtlicher. Das ist ein wichtiges Signal für das neue Jahr“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Epp. Gleichzeitig sieht er weiter zahlreiche Unwägbarkeiten für die Weltwirtschaft – vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine über die Entwicklung in China bis hin zu den nach wie vor fragilen Lieferketten. „Alle diese Themen haben großen Einfluss und können die Situation wieder wenden.

Mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen erneuert Epp die Forderung von Kommunen und Wirtschaft im Land nach einem Zukunftskonvent für Baden-Württemberg: „Wir brauchen einen grundlegenden Reformprozess. Bei Bürokratieabbau und Digitalisierung kommen wir trotz vieler Ankündigungen kaum von der Stelle. Dabei benötigen wir dringender denn je einen leistungsfähigen und zügig handelnden Staat.“

In der Industrie legen vor allem die Erwartungen zu: 29 Prozent der Firmen sind optimistisch. Dieser Wert hat sich gegenüber dem Herbst mehr als verdoppelt (12 Prozent). Das hohe konjunkturelle Niveau der vergangenen Jahre kann das Baugewerbe nicht mehr halten. Fast jedes zweite Bauunternehmen erwartet schlechtere Geschäfte. Die gleiche Zahl erwartet keine Veränderung. Noch im Herbst 2021 hatte die große Mehrheit der Betriebe rund um den Bau von exzellenten Geschäften berichtet. „Wir müssen jetzt aufpassen, dass die Branche bei der Finanzierung nicht abgehängt wird. Die Nachfrage wird absehbar wieder anziehen“, warnt Epp.

Im Einzelhandel hat sich die Situation leicht verbessert. 49 Prozent der Betriebe vermelden gute Geschäfte. Dem stehen allerdings auch 17 Prozent gegenüber, die über eine schlechte Situation klagen, so viele wie in keiner anderen Branche. Aufwärts geht es ebenfalls im Gastgewerbe. Zwar bezeichnet nur ein Viertel die aktuelle Lage als „gut“, im Ausblick zeigt sich jedoch eine verbesserte Grundstimmung: Rechneten noch im Herbst zwei Drittel mit einem Geschäftseinbruch, gleichen sich derzeit Optimisten und Pessimisten mit jeweils 20 Prozent im Gastgewerbe aus. „Beide Branchen haben sehr schwere Zeiten hinter sich, fassen aber langsam wieder Fuß“, sagt Antonia Hettinger, Leiterin Volkswirtschaft bei der IHK.

Dass die Zuversicht tragfähig sein kann, stützen die Zahlen aus Großhandel und Dienstleistungsbranchen. Der Großhandel legt vor allem bei den Erwartungen zu (24 Prozent „besser“ gegenüber 9 Prozent im Herbst). Bei den Dienstleistern steigen die Erwartungen von 19 auf 31 Prozent „besser“. „Gerade der Großhandel ist ein Frühindikator der Konjunktur. Läuft es im Geschäft zwischen Unternehmen, überträgt sich der Schwung regelmäßig auf andere Branchen. Am Ende profitieren auch Einzelhandel und Gastgewerbe“, erläutert Hettinger.

Bei den Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung stehen laut IHK-Umfrage die Energie- und Rohstoffpreise mit 73 Prozent auf Rang eins. Dahinter folgen der Fachkräftemangel (62 Prozent) sowie die Inlandsnachfrage (50 Prozent).