Skispringen

Besser als die eigenen Idole

Mit drei Medaillen überflügelt das deutsche Team die Olympia-Ergebnisse von Hannawald und Schmitt.

21.02.2018

Von MANUELA HARANT

Vater des Erfolgs: Werner Schuster. Foto: Daniel Karmann/dpa

Vater des Erfolgs: Werner Schuster. Foto: Daniel Karmann/dpa

Pyeongchang. Andreas Wellinger war gerade sechs Jahre alt, als er mit dem Skispringen begann. Das war 2002, das bis vor kurzem noch erfolgreichste Jahr der DSV-Adler seit Jens Weißflog und Dieter Thoma. Doch auch wenn diese Zeit durch den Tournee-Grand-Slam von Sven Hannawald und dem Starrummel um ihn und Martin Schmitt gerne verklärt wird – bei Olympia waren die deutschen Skispringer im Jahr 2018 erfolgreicher als die Helden von einst.

Hannawald holte in Salt Lake City von der Normalschanze Silber und wurde von der großen nur Vierter. Gemeinsam mit Schmitt, Stephan Hocke und Michael Uhrmann gewann das Team Gold. Die deutsche Bilanz in Pyeongchang: Gold und Silber im Einzel und Silber mit der Mannschaft. Schier unglaublich für Wellinger: „Das muss ich selbst erst einmal verarbeiten. Das ist einfach nur der Wahnsinn, was ich hier erleben durfte“, sagt der 22-Jährige. „Ich fand damals geil, was die machen und wollte es auch probieren“, erinnert sich Wellinger an seine Idole.

Dass aber er, Richard Freitag, Karl Geiger, Stephan Leyhe – und auch Ersatzmann Markus Eisenbichler – 16 Jahre nach Hannawald und Co. gemeinsam in der Weltspitze mitmischen, gilt als großer Verdienst von Bundestrainer Werner Schuster. „Seine große Stärke ist es, die Kräfte im Umfeld zusammenzuziehen“, sagt Richard Freitag.

Vertragsverlängerung offen

Entsprechend umworben ist der Chefcoach des Deutschen Ski-Verbandes zum Beispiel von den Österreichern, die unter Heinz Kuttin den Anschluss verloren haben. Schusters Vertrag läuft noch bis zur WM-Saison 2019. Jetzt wäre ein guter Moment, um mit dem Erfolgstrainer zu verlängern, doch Schuster lässt sich nicht in die Karten schauen. „Ich bin zehn Jahre im Amt. In der jetzigen Situation kann ich das nicht seriös beantworten“, sagte der 48 Jahre alte Österreicher nach den für die Skispringer erfolgreichsten Olympischen Spielen seit 1994 in Albertville.

Andreas Wellinger und seine Mannschaftskollegen werden es derweil wohl erst in Deutschland begreifen, dass sie ihre Idole, die sie vor 16 Jahren als Kids vorm Fernseher angefeuert haben, gerade übertrumpfen. Für den Wahl-Münchner Wellinger und Richard Freitag ist sogar noch der Gewinn im Gesamtweltcup drin. Deshalb wollen die beiden auch nach Olympia voll fokussiert bleiben: „Ich habe meinem Umfeld schon gesagt, dass sie mich bis zu. 26. März noch in Ruhe lassen sollen“, sagte Wellinger. Denn dann will er noch einen Grund mehr zum Feiern haben als die drei Medaillen von Pyeongchang.

Manuela Harant