Gefährdete Standortsicherheit durch Krankheitsausfälle?

Bereichsvorstand schreibt an Reutlinger Belegschaft, dass Wettbewerbsfähigkeit nicht gegeben sei

Ein internes Schreiben von Harald Kröger, dem Vorsitzenden des Bereichsvorstands Automobil-Elektronik, sorgt für Unruhe beim Automobil-Zulieferer Bosch am Standort Reutlingen.

29.05.2018

Von dem

Bei Bosch herrscht ein hoher Krankenstand. Foto: Bosch

Bei Bosch herrscht ein hoher Krankenstand. Foto: Bosch

In dem Papier, das an alle Bosch-Beschäftigten ging und dem TAGBLATT vorliegt, schreibt Kröger: „Ein großes Problem ist, dass seit längerem die geplanten Stückzahlen in der Produktion nicht erreicht werden.“

Zudem sei der Krankenstand bei Bosch doppelt so hoch wie im Industriedurchschnitt in Deutschland. „Das muss zum Wohle aller angegangen werden.“ Wer arbeitsunfähig sei, bleibe zu Hause – das stehe außer Frage. „Was aber wirklich schmerzt, ist, dass sich immer mehr Mitarbeiter über Kollegen beschweren, die krank ‚machen‘ und deren Arbeit dann zusätzlich übernommen werden muss“, schreibt Kröger weiter. Besonders an einem Hochtechnologie- und Hochkostenstandort müssten aber Maschinen und Personal optimal eingesetzt werden, um wettbewerbsfähig zu sein.

Dies sei Bosch derzeit jedoch bei weitem nicht, erklärte Kirsten Dohmeyer von der Bosch-Öffentlichkeitsarbeit auf TAGBLATT-Nachfrage. Sie spricht von einer ernsten Situation, über die nun mit dem Betriebsrat geredet werde. Das interne Schreiben des Bereichsvorstands solle aufrütteln und auch darüber informieren, dass sich jeder Mitarbeiter selbst Gedanken machen könne. So wird das Personal dazu aufgefordert, sich mit Ideen einzubringen, wie der Betrieb wieder wettbewerbsfähiger werde. „Über 60 Rückmeldungen sind dazu bereits eingegangen“, erklärt Dohmeyer.