Album

Ben Howard und die fremde Handschrift

Die Zeiten von „Keep Your Head Up“ hat der Brite Ben Howard natürlich längst hinter sich gelassen. Gut so, denn auf seinen Alben „I Forget Where We Were“ und in den grandiosen Longsongs von „Noonday Dream“ erlebte man den fantastischen Akustikgitarristen immer mehr auch als Soundarchitekten.

09.04.2021

Von UDO EBERL

Ben Howards viertes Album „Collections From The Whiteout“. Foto: Island/Universal Music

Ben Howards viertes Album „Collections From The Whiteout“. Foto: Island/Universal Music

Die bis ins Detail durchdachte Dramaturgie der Stücke zeigten den Folkie mit den griffigen Melodien als höchst anspruchsvollen Rockmusiker. Da war für das vierte Album „Collections From The Whiteout“ (Island / Universal Music) der Weg zu einem Produzenten wie Aaron Dessner, einem der Masterminds der Band „The National“, fast schon naheliegend. Doch hat das gemeinsame Wirken Ben Howard tatsächlich einen weiteren Schritt nach vorne gebracht? Zu dominant das elektronische Knarzen der Beats und Schreddern der Gitarrenriffs. Der Grundton des Albums ist eine auf Zeitgeist getrimmte Heiserkeit, die der 33-Jährige dann doch häufig mit seinen geliebten Melodiewendungen und dem starken Gesang in die passende Richtung drehen kann. Die Intensität des Vorgängers erreichen die „Collections“ allerdings selten. Die 14 Stücke sind bisweilen mehr Skizzen und Rohfassungen. Wenn sich das akustische Moment durchsetzen darf oder Dessner seinen Soundstempel etwas weniger stark aufdrückt, wird man berührt, doch die Fremd-Prägung kann sogar etwas nervig klingen. Vielleicht war die hier zu hörende Konsequenz nach einem Konzept-Album für Ben Howard eine logische Weiterführung und eine Art Befreiungsschlag. Gänzlich überzeugen kann dieser zwar nicht, doch abwechslungsreich ist er allemal. Udo Eberl