Angehört

Bekannte Stücke mit neuem Stempel

Der Sänger Dave Gahan von Depeche Mode widmet sich auf dem Album „Imposter“ seinen Lieblingsliedern.

18.11.2021

Von Philip Dethlefs

Cover des Albums „Imposter“ von Dave Gahan & Soulsavers.  Foto: Sony Music/dpa

Cover des Albums „Imposter“ von Dave Gahan & Soulsavers. Foto: Sony Music/dpa

London. Musik ist für Dave Gahan Heimat. „Wenn ich die Stimmen und Lieder Anderer höre – und vor allem die Art, wie sie sie singen und die Worte interpretieren –, fühle ich mich zu Hause“, sagt der Depeche-Mode-Sänger. Auf Gahans dritter gemeinsamer Platte mit seinem langjährigen musikalischen Kollaborateur Rich Machin alias Soulsavers widmet sich der 59-Jährige unter dem Albumtitel „Imposter“ einigen seiner Lieblingslieder.

Den Auftakt des Albums macht „The Dark End Of The Street“, eine Soulhymne, die ursprünglich der amerikanische R&B-Sänger James Carr präsentierte. Das instrumentale Arrangement der Neuaufnahme ist nah am Original von 1967, aber Carrs mitreißende Melancholie geht bei Gahans wuchtiger Intonation verloren. Ähnlich ist es bei ursprünglich sanften Songs wie beispielsweise Mark Lanegans „Strange Religion“ oder Bob Dylans „Not Dark Yet“.

Fetter Big-Band-Sound

Doch das ist kein Nachteil. Auf einem Coveralbum sollte man den Songs schließlich seinen Stempel aufdrücken. Gahan und die zehnköpfige Band verpassen den Liedern einen fetten, fast Big-Band-artigen Sound, der gelegentlich absichtlich übersteuert und bei Gahans Gesang mitunter laut und theatralisch wird. Dabei hat man automatisch den Showman vor Augen, der bei Depeche-Mode-Shows mit großen Posen über die Bühne stolziert.

Was dem Album hörbar guttut: Gahan und Soulsavers haben es – anders als die beiden vorherigen Scheiben – nicht getrennt voneinander aufgenommen und sich die Aufnahmen gegenseitig hin- und hergeschickt. Das Duo stand stattdessen in Malibu gemeinsam mit den Musikern im Studio und hat alles live eingespielt. Ein Bluesklassiker wie „I Held My Baby Last Night“ von Elmore James, der schon unzählige Male gecovert wurde, wird da zur kräftigen Soundwand.

„Es gibt keinen einzigen Künstler auf der Platte, der mich nicht berührt hat“, sagt Gahan, der auch PJ Harveys „The Desperate Kingdom Of Love“ als schrammelige Rockballade adaptiert hat, Charlie Chaplins „Smile“ aber minimalistisch zu Pianobegleitung singt.

Trotz der musikalischen Vielfalt ist Dave Gahan & Soulsavers eine Platte aus einem Guss gelungen. Ein hörenswertes Coveralbum. Philip Dethlefs