Festspiele

Bejubelter Opernzirkus am Bodensee

Noch einmal die spektakuläre Verdi-Inszenierung von Philipp Stölzl: „Rigoletto“ auf der Seebühne.

24.07.2021

Von Jürgen Kanold

Spektakulär: „Rigoletto“ in Bregenz. Foto: Dietmar Stiplovsek

Spektakulär: „Rigoletto“ in Bregenz. Foto: Dietmar Stiplovsek

Bregenz. „Höhensicher“ – so urteilt man gerne über eine Sopranistin, die souverän ihre Spitzentöne trifft. In Bregenz, auf der Seebühne, hat dieses Prädikat noch einen anderen Klang. Dort steigt die Sängerin der Gilda in einen Ballon und singt ihre Arie, flötenbegleitet, 50 Meter über dem Bodensee und klettert dann auch noch akrobatisch auf dem Korb herum. Ekaterina Sadovnikova könnte zum Zirkus, kann aber auch Koloraturen.

Die „Rigoletto“-Inszenierung von Philipp Stölzl ist ein ganz großes Opernspektakel, sehr unterhaltsam, aber auch durchdacht, musikalisch präzise. Es wäre ein Jammer gewesen, hätten die Bregenzer Festspiele diese 2019 gefeierte Produktion nach der Corona-Absage im vergangenen Jahr nicht noch einmal auf den Spielplan gesetzt. So war jetzt am Donnerstagabend Premiere: Traumwetter, Blitze zuckten nur durch ein Wolkengebilde auf der gegenüberliegenden Seeseite. Volksfeststimmung, voll besetzte Tribünen, knapp 7000 Zuschauer ohne Maske. Kultur in Österreich wie vor der Pandemie. Und Riesenapplaus am Ende.

Der so menschlich dreinblickende Hightech-Clownskopf ist die überragende, bekletterte Skulptur: Lachen kann das Gesicht, weinen. Und es geht ja in dieser Verdi-Oper um Vater-Schmerz, Leidenschaft, Liebe und ein verfluchtes Schicksal. Und weil Rigoletto ein Narr, ein tragischer Spaßmacher ist, besticht Stölzls Idee, die Geschichte im Zirkusmilieu anzusiedeln.

Der Herzog etwa ist ein Dompteur, der mit der Peitsche die Frauen dressiert: Long Long selbst war in der Premiere ein Tenor mit etwas enger Stimme. Vladimir Stoyanov überzeugte als Rigoletto in allen emotionalen Lagen. Nur auf dem Monitor zu sehen, aber überzeugend zu hören: Die aus dem Festspielhaus zum Breitwandsound eingespielten Wiener Symphoniker unter Bregenz-Debütantin Julia Jones. Verdi, in einer anderen Dimension.