Präzisionsarbeit am Lenkrad: Die Feuerwehr ist gut gerüstet

Bei einer Geschicklichkeitsprüfung schnitten die Maschinisten der Wehren im Kreis hervorragend ab

Maschinisten nennt man die Fahrer der Einsatzwagen der Feuerwehr. Denn sie müssen sich bei einem Brand auch um die Geräte und die maschinelle Bedienung der Pumpen kümmern. Am Samstag konnten die Maschinisten des Kreises Tübingen bei der Feuerwehr in Pfrondorf zeigen, dass sie ihr Fahrzeug perfekt beherrschen.

30.04.2018

Von Werner Bauknecht

Anlass war eine sogenannte Geschicklichkeitsprüfung. Sie wurde in Pfrondorf zur Eröffnung des neuen Feuerwehrhauses abgehalten. Es war die erste Prüfung dieser Art seit 20 Jahren.

Dabei müssen die Teilnehmer zu Beginn eine schriftliche Prüfung mit zehn Fragen ablegen. Themenbereiche sind etwa Verkehrsrecht und Fahrzeugführung. Nur wer diesen Test besteht, kann im Anschluss die praktische Prüfung im Fahrzeug ablegen. Dazu fährt der Maschinist in voller Montur – also auch mit Helm – zwölf Stationen eines Parcours an. Dafür hat er sechs Minuten Zeit. Das Wettkampfgelände befand sich „Im Hofstrütle“ genau neben dem neuen Feuerwehrgebäude.

„Wir haben erfahren, dass diese Geschicklichkeitsprüfung existiert“, berichtet Steffen Lichtenberger, der Abteilungskommandant der Pfrondorfer Wehr. „Wir dachten, das passt perfekt in unser Feierprogramm für das neue Gebäude.“ Ein Hintergrund sei auch gewesen, ergänzte Kreisbrandmeister Marco Buess, dass die Feuerwehrleute sich mit ihrem Auto beschäftigen. Denn ohne Training und Vorbereitung war die Prüfung nur schwer zu schaffen. Für das Bestehen gab es ein Leistungsabzeichen. „Das macht sich gut auf unseren eben erst neu gestalteten Ausgehuniformen“, meint Buess lachend.

Eigentlich benötigt man für die Prüfung einen viereckigen asphaltierten Platz von etwa 80 auf 60 Meter. „Aber finden Sie so was mal“, sagte Lichtenberger. So entfaltete die Feuerwehr den Parcours gewissermaßen und legte die Aufgaben hintereinander in eine Strecke mit Kurve. Für jede Station brauchte man einen Schiedsrichter und einen oder zwei Helfer der Pfrondorfer Wehr.

Millimetergenau mussten die Maschinisten der Tübinger Feuerwehren auf dem Parcours ihre Fahrzeuge manövrieren. Bild: Faden

Millimetergenau mussten die Maschinisten der Tübinger Feuerwehren auf dem Parcours ihre Fahrzeuge manövrieren. Bild: Faden

Die Schiedsrichter werden vom Landkreis ausgesucht. Er schrieb auch die Wehren an und lud sie ein. Insgesamt waren es dann 55 Feuerwehren aus dem Kreis Tübingen, eine weitere kam von der Feuerwehr St. Johann. „Die haben angefragt, da haben wir halt zugesagt“, erklärte Lichtenberger. Am Samstag morgen um sieben Uhr begann die theoretische Prüfung, ab acht Uhr ging es hinters Steuer.

Der Parcours begann mit sechs sogenannten Schlauchbrücken, die zu überfahren waren. Denen folgte die Lattengasse, eine enge Stelle, bei der das Fahrzeug die Grenzlatten nicht berühren durfte. Es gab Stationen, bei denen man dicht an Abgrenzungen anfahren musste, ohne sie zu berühren. Slalomfahren zwischen Hindernissen war eine Aufgabe, eine weitere die Flaschengasse: Eine eng gesteckte Strecke, die mit Flaschen begrenzt war. In sie mussten die Maschinisten rückwärts einfahren. Unglaublich, mit welcher Präzision und mit teilweise hoher Geschwindigkeit sie die Aufgaben erledigten. 

„Wir haben das auch häufig geprobt“, sagte einer der Oberndorfer Feuerwehrleute, die ihren Maschinisten unterstützten. Für unterschiedlich große Fahrzeuge müssen die Hindernisse auch jeweils neu angeordnet werden. „Die Abstände werden genau berechnet und dann die Gassen ausgerichtet“, berichtete Buess. „Das ist natürlich eine Heidenarbeit.“

Kurz vor Ende der Prüfung war erst ein einziger Fahrer durchgefallen. Lange Zeit stellte ein Dußlinger Maschinist den Zeitschnellsten. Doch dann raste ein Pfäffinger Kollege mit einer unglaublichen Endzeit von 2 Minuten und 50 Sekunden durch den Parcours. Da staunten auch die Kollegen der anderen Wehren.

Die Pfrondorfer Feuerwehrleute waren am Wochenende mit Wettbewerb und Festorganisation mächtig eingespannt. „Es ist ja nicht so, „dass wir uns ansonsten an den Samstagen langweilen“, sagte Buess. Da man eine solche Prüfung offensichtlich auch ohne Riesenplatz durchführen kann, hofft er, dass bis zur nächsten nicht wieder 20 Jahre vergehen.

Dank der Jugendfeuerwehr hatten auch Kinder ihren Spaß beim Fest. Bild: Faden

Dank der Jugendfeuerwehr hatten auch Kinder ihren Spaß beim Fest. Bild: Faden

Eigener Parcours für Kinder

Am Samstag jedenfalls herrschte bei bestem Wetter Volksfeststimmung auf dem Festgelände. Vor allem das Kinderprogramm war attraktiv. Es gab einen eigenen Parcours mit Schlauchspritzen oder Schlauchkegeln. Da mussten zum Beispiel 15 Flaschen mit dem Wasserschlauch getroffen und umgeworfen werden. Auf einer Liste wurden die Stationen abgehakt und mit den Werten ausgefüllt.

Der zehnjährige Matthias Jung war recht gut beim Sackweitwurf, dann ging es mit der Oma zum Kistenstapeln. Er wurde am Flaschenzug des Feuerwehrautos eingehängt und konnte auf die leeren Getränkekisten klettern und sie hängend aufeinander stapeln.

Boris Schad war mit seiner Familie beim Fest. „Wir wollten mal das Gebäude ansehen und gucken, was die Fahrer so mit ihren Maschinen hinkriegen.“ Und? „Na ja, wenn sie so löschen wie sie fahren, kann man froh sein, wenn man in Pfrondorf wohnt, wenn es brennt.“ Er kam vom Lustnauer Herrlesberg her. Am Sonntag gab es nach dem Gottesdienst am Vormittag die Verleihung der Abzeichen für die bestandene Prüfung. Landrat Joachim Walter übergab sie an die erfolgreichen Feuerwehren.

Knapp 2000 aktive Feuerwehrleute im Kreis

Der Kreisfeuerwehrverband Tübingen ist der Dachverband der Freiwilligen Feuerwehren im Kreis. Er vertritt die Feuerwehrangehörigen, bündelt ihre Interessen, und setzt sie durch. Dies gilt auch für die Mädchen und Jungen in den Jugendfeuerwehren und für die Angehörigen der Altersgruppen. Auch Übungen werden abgehalten.

Die Feuerwehren im Landkreis Tübingen sind in drei Löschbezirke gegliedert: Tübingen, Mössingen und Rottenburg. Knapp 2000 aktive Feuerwehrangehörige stellen die örtliche Gefahrenabwehr sicher. Sie sind zur Stelle, wenn es brennt, leisten technische Hilfe bei Unfällen, Unwettern und sonstigen Notständen und Notlagen.