Ahla we sahla heißt Willkommen

Bei der Eröffnung des Cafés Vielfalt zeigten sich Wannweils Talente

Der Platz wurde knapp gestern im Wannweiler Martin-Luther-Gemeindehaus. Der AK Asyl hatte zur Eröffnung des Cafés Vielfalt eingeladen.

23.01.2016

Von fred keicher

Wannweils Bürgermeisterin Anette Rösch (links) knüpft Kontakte im Café Vielfalt. Bild: Haas

Wannweils Bürgermeisterin Anette Rösch (links) knüpft Kontakte im Café Vielfalt. Bild: Haas

Wannweil. Die Gäste waren höflich. Sie kamen nicht zu früh, sondern pünktlich. Bürgermeisterin Anette Rösch entbot den Willkommensgruß auf Arabisch: Ahla we sahla. Auf ihre Frage: „Wer wohnt in Wannweil?“ standen alle auf – es waren über 100. Auf die Frage: „Wer seit einem Jahr?“ etwa 30.

Von Montag an werden zwei weitere Familien in Wannweil wohnen. Insgesamt sind es dann 55 Menschen, die von einem dichten Netz von Ehrenamtlichen betreut wird. Katharina Staiger betreut auf dem Rathaus die Flüchtlingsarbeit. Bei der Gründung des AK Asyl im September waren 100 Wannweiler anwesend. Damals habe man kleinere Arbeitskreise gebildet. Staiger schätzt, dass sich beim Café Vielfalt 15 Ehrenamtliche engagieren, in der Patengruppe seien es um die 30. Stolz ist man in Wannweil, dass vier ehemalige Lehrerinnen einen Deutschkurs organisiert haben, der viermal in der Woche stattfindet.

Dieter Steudle arbeitet beim Café Vielfalt mit. Er hat festgestellt, dass „in der Bevölkerung noch viele Ängste da sind. Dieser Angst könne man nur aktiv begegnen.“

Einen Dank an Wannweil und einen Dank an die deutsche Regierung sprach Issam Anis aus, der aus Syrien kommt und seit einem Monat in Wannweil wohnt. Er sprach zuerst auf Arabisch und dann auf Englisch. Christoph Treutler brauchte das dann nicht mehr zu übersetzen.

Eigentlich ist der GAL-Gemeinderat seit Sommer letzten Jahres im Ruhestand. Jetzt hat ihm die Flüchtlingsarbeit zu einem neuen Job verholfen. Er ist Flüchtlingsbeauftragter des Landratsamtes, teilt sich seine Arbeit auf für die Reutlinger Karlstraße und Wannweil. Im Zentrum stünden dabei Alltagsdinge („Wo ist der Aldi, wo der Lidl?“) und Übersetzungen hauptsächlich beim Arzt: vom Deutschen ins Englische, dann ins Arabische und wieder zurück.

Die umständliche Arbeit erleichtern drei Wannweiler, die des Arabischen kundig sind. Anna und Wahab Ghadabah leben seit 30 Jahren in Wannweil. Wahab kommt aus dem Irak. in Deutschland hat er als Ingenieur gearbeitet. An ihrem Tisch sitzen zwei junge Frauen mit kleinen Kindern. Sie horchen auf, als sie Arabisch hören. Auch sie kommen aus dem Irak.

Auch Jeannette Ebinger spricht fließend Arabisch. Gefragt, wie das kommt, antwortet sie lächelnd: „Ich bin Ägypterin.“ Sie ist verheiratet mit einem Deutschen und lebt seit 48 Jahren in Wannweil. Vor 42 Jahren ist Ali Alpastan aus der Türkei nach Wannweil gekommen. Jetzt als Rentner bringt er sich in die Flüchtlingsarbeit ein. Seine Tochter Pembegül Kiymaz würde auch gerne mitarbeiten, ist aber zeitlich sehr eingespannt.

Vor drei Monaten ist die Familie Agushev aus Mazedonien nach Wannweil gekommen. Vater Bajram und der zwölfjährige Edwin spielten drei muntere Stücke auf der Trompete und dem Saxophon. Der Jüngste, Emir, 5, erkundigte derweil die hellen und die dunklen Schokoküsse. Später setzten sich die beiden Brüder an den Maltisch im Foyer, an dem die Wannweiler Mädchen zuvor Fasnets-Masken gemalt haben. Annika (12) hat eine wunderschöne Pilzmaske gefertigt und Mila (3) eine expressive Clownsmaske. Beide gaben ein wesentliches deutsches Kulturgut weiter.