VfB Stuttgart

Beflügelt vom Vertrauen

Im neu justierten Offensivspiel setzt Trainer Korkut auch auf Erik Thommy. Nun geht es für den 23-Jährigen zu seinem Ex-Klub FC Augsburg.

17.02.2018

Von WOLFANG SCHEERER

Kehrt für ein Punktspiel zurück zu seinem Ex-Klub Augsburg: VfB-Flügelstürmer Erik Thommy (hinten: Timo Baumgartl). Foto: Imago

Kehrt für ein Punktspiel zurück zu seinem Ex-Klub Augsburg: VfB-Flügelstürmer Erik Thommy (hinten: Timo Baumgartl). Foto: Imago

Stuttgart/Augsburg. Kein VfB-Profi kennt die A?8 zwischen Stuttgart und Augsburg so gut wie Erik Thommy. Auf dem Fußballplatz des SV Kleinbeuren nahe Günzburg, wo er mit dem Kicken begonnen hat, ist sogar noch das motorisierte Rauschen der wenige hundert Meter entfernten Autobahn zu hören.

Kleinbeuren war zu klein für Thommys Talent. Beim SSV Ulm 1846, wo einst auch Mario Gomez in der Jugend stürmte, wurde er von 2002 bis 2009 ausgebildet. Der FC Augsburg holte Thommy 2010 und lieh den offensiven Mittelfeldspieler bald wieder aus, erst an den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, dann an Jahn Regensburg. Hier gelang 2017 der Aufstieg in die zweite Liga. Mit nun 23 Jahren ist Erik Thommy in der Bundesliga angekommen.

Vertrag bis Sommer 2020

Etwas später als gleichaltrige Profis, dafür scheint es jetzt nicht schnell genug gehen zu können. Auf sechs Einsätze brachte er es beim FCA, in der Winterpause verpflichtete ihn dann der VfB für rund eine halbe Million Euro mit einem Vertrag bis 2020. Und Tayfun Korkut hat Thommy für sich und sein neu justiertes Offensivspiel entdeckt. Der Trainer, gerade ein paar Tage im Amt, verhalf ihm zur Premiere: beim 1:1 in Wolfsburg und beim 1:0 gegen Gladbach war er sehr flexibel auf der Außenbahn am Ball, meist rechts, im Wechsel mit Kapitän Christian Gentner auch mal über links kommend. Prompt hat Erik Thommy sogar den bisher besten VfB-Torschützen Chadrac Akolo (vier Treffer) verdrängt.

Morgen um 15.30 Uhr kommt er zum dritten Einsatz – ausgerechnet bei seinem Ex-Klub FC Augsburg. „Natürlich freue ich mich auf das Spiel in meinem alten Wohnzimmer“, sagt Thommy, „aber es geht jetzt nur um den VfB, um unseren Erfolg. Deshalb muss ich meine persönliche Geschichte ausblenden und meine Leistung bringen.“ Er erwartet einen „sehr bissigen Gegner. Und er weiß aus eigener Anschauung: „Die Augsburger treten grundsätzlich als Einheit auf. Sie sind sehr kompakt, taktisch gut organisiert und daheim sehr stark.“ Das habe nicht zuletzt der 3:0-Erfolg im vorigen Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt gezeigt.

Drei entlassene Trainer

Seit dem 1:2 gegen Hannover am 21. Oktober ist Augsburg zu Hause ungeschlagen, auch wenn nur zwei der letzten acht Partien gewonnen wurden. Gerade der VfB hat sich hier regelmäßig schwer getan: In den letzten acht schwäbischen Duellen haben die Stuttgarter nur einen Punkt geholt – beim 0:0 unter Korkut-Vorgänger Hannes Wolf in der Hinrunde.

Besonders bitter: Schon drei VfB-Trainer verloren nach Pleiten in Augsburg den Job: Bruno Labbadia (August 2013), Armin Veh (November 2014) und Alexander Zorniger (November 2015).

Das Szenario wiederholt sich nun schon deshalb nicht, weil es nach dem 0:2 gegen Schalke gerade erst durchexerziert wurde: Wolf wurde beurlaubt, Korkut kam und kann sich nach zwei Spielen über vier Punkte freuen.

Thommy ist einer der Gewinner nach dem Trainerwechsel, beflügelt vom Vertrauen. Sportvorstand Michael Reschke hatte bei der Verpflichtung am 18. Januar betont: „Ich bin überzeugt, dass Erik bei uns rasch die nächste Stufe in seiner Entwicklung erreichen wird und eine absolut sinnvolle Verstärkung unseres Kaders darstellt.“ Das klang noch nicht nach potenziellem Stammspieler.

Ob sich der schmächtige Erik Thommy tatsächlich in der Startelf festspielt, wird auch die wichtige Quasi-Heimfahrt auf der A 8 zeigen. Gelingt dem VfB im Abstiegskampf mit ihm der ersehnte erste Auswärtssieg der Saison? Es ist der zwölfte Anlauf.