Tübingen

Bedeutungslosigkeit

Zur aktuellen Diskussion über die evangelischen und katholischen Kirchen in der Region.

09.02.2018

Von Björn Kreidler, Tübingen

Die Katholiken in Rottenburg konnten sich gerade dazu durchringen, zumindest übergangsweise ihre Kirchen weiterhin auch Nichtchristen für Trauerfeiern zur Verfügung zu stellen. Bei
den Protestanten entbrennt gerade eine heftige Diskussion darüber, ob man zwei Menschen, die sich lieben, vielleicht segnen kann oder darf.

Die katholische Kirche ist in dieser Hinsicht klarer: gesegnet werden dürfen dort Kanarienvögel oder gar Motorräder, aber eben nicht zwei Menschen gleichen Geschlechts. Frauen erfahren dort bis heute eine massive Diskriminierung, indem man ihnen das Recht auf das Priesteramt abspricht. Priester dürfen nur dann Priester sein, wenn sie sich ihrer Sexualität entsagen.

Bei all diesen Themen konnte ich einen Aufschrei der Empörung in der breiten Bevölkerung bis jetzt nicht vernehmen. Warum? Weil den meisten Menschen die Kirche schlichtweg egal ist. Die aus der Kirche Ausgetretenen sind überwiegend Suchende, die in den Institutionen des christlichen Glaubens keine Antworten mehr auf ihre Fragen finden. Es macht mich traurig, mitansehen zu müssen, wie die Kirche als gesellschaftliche Kraft gerade dabei ist, sich selbst abzuwickeln und vollends in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Dabei bräuchte unsere Gesellschaft die Kernbotschaften des christlichen Glaubens nötiger denn je.

Eine Mitgliedschaft in der Kirche kann ich als Christ jedoch mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren.