Finale furioso: Kampfstarke Münchner bezwingen Juventus Turin 4:2 nach Verlängerung

Bayern siegt mit langem Atem

Schwacher Start, grandioser Endspurt: Durch die späten Treffer von Thiago und Coman bezwingen die Bayern in der Verlängerung Juventus 4:2 und ziehen verdient ins Viertelfinale der Champions League ein.

17.03.2016

Von ARMIN GRASMUCK

Thomas Müller (links) köpft in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit das 2:2 - und ermöglichte den Bayern die Verlängerung und das Weiterkommen. Foto: dpa

Thomas Müller (links) köpft in der Nachspielzeit der regulären Spielzeit das 2:2 - und ermöglichte den Bayern die Verlängerung und das Weiterkommen. Foto: dpa

München. Tor oder kein Tor. Das war in der Allianz Arena gestern bereits vor dem Anpfiff die große Frage. Dieses 2:2 aus dem Hinspiel, eigentlich ein respektables Resultat, ließ den Bayern alle Möglichkeiten offen. Sollten sie mit einem schnellen Treffer eine Vorentscheidung in dem Spitzenduell mit Juventus Turin drängen? Oder wäre es besser gewesen, die Italiener erst einmal kommen zu lassen, das Spiel und somit auch das Ergebnis zu kontrollieren? Ein schnödes 0:0 hätte bereits für den Einzug ins Viertelfinale der Champions League gereicht. Das Problem: Tore zu verhindern, dies ist traditionell die größte Qualität der Turiner. Sie waren mit der rekordverdächtigen Bilanz von 926 Minuten ohne Gegentreffer in der italienischen Liga nach München gereist. Überraschenderweise waren es die weiß und schwarz gedressten Gäste, die vom Anpfiff weg vehement auf den Torerfolg gingen.

Juventus stürmte bereits in der ersten Minute aggressiv an die Strafraumgrenze der Bayern und setzte die ersatzgeschwächte Abwehrzentrale der Gastgeber gezielt unter Druck. Es waren gerade einmal fünf Minuten gespielt, da trug ihre offensive Strategie erste Früchte: Nach einem kapitalen Missverständnis zwischen Alaba und dem vorschnell aus dem Tor gestürmten Neuer landete der Ball schnurgerade bei dem frei stehenden Regisseur der Gäste, Pogba, der aus knapp 16 Metern lässig und ungehindert einschießen konnte - 0:1. Was für ein Fehlstart der Bayern! Sie waren danach spürbar verunsichert, fanden keine Linie in ihrem Spiel und in den Zweikämpfen waren sie ungewohnt oft unterlegen. Kein klarer Pass in die Spitze, keine richtige Gegenwehr. Selbst die Gäste dürften von dem zurückhaltenden Beginn der Münchner überrascht gewesen sein.

Juventus nutzte die Gunst der Stunde und legte eiskalt nach - mit einem perfekten Konter. Turins Torjäger Morata stürmte in der 28. Minute im Höchsttempo an den weit aufgerückten Bayern vorbei, er tunnelte Kimmich, legte quer auf Cuadrado, der seinerseits Lahm mit einer Finte aussteigen ließ und die Kugel aus zehn Metern knallhart rechts an Neuer vorbei in die Maschen hämmerte - 0:2. Jetzt brauchten die Münchner bereits zwei Treffer, um überhaupt die Verlängerung erreichen zu können. Zwei Tore gegen Juventus. Kein Wunder, dass Guardiola, der sonst so aufgeweckte Trainer der Bayern, wie versteinert an der Außenlinie stand, die Hände in den Hosentaschen vergraben.

Immerhin schafften es seine Spieler nun mehrfach bis in den Strafraum der Gäste, ohne sich jedoch klare Einschussmöglichkeiten zu erarbeiten. Müller und Lewandowski stocherten den Ball drei Minuten vor der Pause knapp erst an dem ehemaligen Welttorhüter Buffon, schließlich jedoch auch am Tor vorbei. Die bessere Chance vergab kurz darauf Cuadrado, der die Kugel aus vier Metern an den Pfosten knallte.

Bernat - war es wirklich der spanische Landsmann, ein Ergänzungsspieler aus dem defensiven Bereich, mit dem Guardiola die Partie drehen wollte? Bayerns Trainer brachte den Verteidiger nach der Pause für Benatia. Das Spiel seiner Mannschaft wirkte danach jedoch keineswegs inspirierter. Juventus zog sich weit zurück, verriegelte mit lauteren und halblegalen Mitteln den eigenen Strafraum. Die Bayern versuchten, Druck aufzubauen, doch die Gäste hielten mit Härte dagegen. Über ihre Konter blieben sie zudem gefährlich. Das Duell der Rekordmeister, es wurde nach gut einer Stunde zum brutalen Kampf.

Guardiola setzte alles auf eine Karte. Er brachte Coman für Alonso, die Bayern drückten nun mit sechs Angreifern gegen die weiß-schwarze Wand aus neun bis zehn Turiner Abwehrspielern. In der 73. Minute fanden sie die Lücke: Flanke Costa von rechts, Kopfball Lewandowski - 1:2. Es wurde laut in der Arena. "Auf geht s, Bayern, schieß ein Tor", so skandierten die Anhänger auf den Rängen. Die Roten rannten und ackerten. Dann kam die 90. Minute: Flanke, diesmal Coman von rechts, und ganz hinten völlig frei Müller, Kopfball - 2:2. Die Arena stand Kopf. Verlängerung. Die Münchner bleiben dran und sie legen nach: Thiago - 3:2! Coman - 4:2! Was für ein Endspurt der Bayern!

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Erstellt:
17.03.2016, 08:30 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 03sec
zuletzt aktualisiert: 17.03.2016, 08:30 Uhr

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