Fußball

Bayerische Misstöne vor neuer Champions-League-Saison

Die Münchner Bosse rügen die Kritiker Robert Lewandowski und Thomas Müller. Kleine Nationen beklagen die ungleiche Geldverteilung in der Königsklasse.

12.09.2017

Von GEROLD KNEHR (MIT SID)

Robert Lewandowski (rechts), hier gegen die ebenfalls in der Champions League vertretenen Dortmunder, wurde für seine Kritik an der Vereinspolitik von Karl-Heinz Rummenigge gerüffelt. Foto: Eibner

Robert Lewandowski (rechts), hier gegen die ebenfalls in der Champions League vertretenen Dortmunder, wurde für seine Kritik an der Vereinspolitik von Karl-Heinz Rummenigge gerüffelt. Foto: Eibner

Kaum jemand versteht den Text. Aber darauf kommt es auch nicht an. Allein die Klangfülle, erzeugt von Pauken, Trompeten, einer großen Steicherbesetzung und einem gewaltigen Chor, geht unter die Haut. Ab heute erklingt sie wieder in den europäischen Stadien: die Hymne der Königsklasse mit der prägenden Zeile: „The chaaaaampions“.

Vor 25 Jahren war das von der Uefa in Auftrag gegebene Werk erstmals zu hören, als die Champions League den bisherigen Europapokal der Landesmeister ablöste. Heute (20.45 Uhr, Sky) beginnt die 26. Saison, unter anderem mit dem Gruppenspiel des FC Bayern München gegen den RSC Anderlecht. Morgen, Mittwoch, steigen auch Borussia Dortmund (bei Tottenham Hotspur) und RB Leipzig, das seine internationale Premiere mit dem Heimspiel gegen AS Monaco feiert, in den Wettbewerb ein.

Der barocke Pomp der Champions-League-Hymne, die heute in der Münchner Arena erklingt, wird überlagert von Misstönen beim FC Bayern. Denn anders als bei der schwer verständlichen Hymne haben die Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß ganz genau verstanden, wie sich Stürmer Robert Lewandowski und Mittelfeldspieler Thomas Müller kritisch über die Transferpolitik des Vereins und über Trainer Carlo Ancelotti geäußert haben. „Wer öffentlich den Trainer, den Verein oder die Mitspieler kritisiert, kriegt ab sofort Stress mit mir“, sagte Karl-Heinz Rummenigge.

Robert Lewandowski hatte zuletzt in einem Interview moniert, der FC Bayern sei international nicht mehr konkurrenzfähig, wenn er seine Transferpolitik nicht ändere. Während Bayerns Gruppengegner Paris St. Germain, der am 27. September die Münchner erwartet, für 222 Millionen Euro Neymar und für 180 Millionen Euro Frankreichs Jungstar Kylian Mbappe verpflichtete, hat der deutsche Meister nie mehr als rund 40 Millionen Euro für einen Spieler bezahlt. „Die Spieler sind in der ersten Linie dafür da, gut zu spielen und die Leute zu begeistern“, wies Hoeneß den polnischen Stürmer in die Schranken.

Bei der im Vergleich zum Vorgänger-Wettbewerb viel kommerzielleren Champions League spielt das Finanzielle eine immer größere Rolle. Insgesamt 1,3189 Milliarden Euro wird der europäische Verband Uefa in dieser Saison an die im internationalen Wettbewerb vertretenen Vereine ausschütten. Was vor allem bei kleineren Fußball-Nationen, die nur einen Vertreter in der Königsklasse haben, zum Problem wird. Wie in der Schweiz, wo der FC Basel zum achten Mal in Folge Meister wurde. Basel hat in der Champions League über 87 Millionen Euro verdient, alle anderen Schweizer Klubs kommen seit 1992 zusammen auf 32 Millionen Euro. Die ohnehin schon deutliche Vormachtstellung wird damit noch untermauert. „Der enorme Reichtum des europäischen Fußballs ist auf zu wenige Vereine verteilt“, sagt Theo van Seggelen, Generalsekretär der Spielergewerkschaft Fifpro.

In den Ohren der großen Vereine klingen die im Spiel befindlichen Summen jedoch geradezu bescheiden. Titelverteidiger Real Madrid nahm in der vergangenen Saison rund 90 Millionen Euro ein, der im Viertelfinale ausgeschiedene FC Bayern München knapp über 70 Millionen Euro. Dafür gibt es nicht einmal ein Drittel Neymar. Die finanziellen „Chaaaaampions“ sitzen anderswo: in Katar, Abu Dhabi oder Moskau. Und pumpen wesentlich höhere Summen Richtung Paris St. Germain, Manchester City oder FC Chelsea, als in der Königsklasse je in einer Saison zu erwirtschaften sind. (mit sid)

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Erstellt:
12.09.2017, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 39sec
zuletzt aktualisiert: 12.09.2017, 06:00 Uhr

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